Pedro Sánchez war chancenlos. Ausserhalb seines Bündnisses mit den liberalen «Ciudadanos» wussten alle übrigen Parteien, dass sie diese Koalition nicht wollten. Sie waren von Anfang an entschlossen, die Regierungsbildung zu blockieren. Und Sánchez wusste, dass er das absolute Mehr nie erreichen würde.
Verbale Prügelei im Parlament
Weil es schliesslich um nichts mehr ging, nutzten fast alle die Chance zu einer verbalen Prügelei. Man blieb sich nichts schuldig, bewarf sich gegenseitig mit Boshaftigkeiten aller Art. Man war immer noch in Wahlkampfstimmung. Oder schon wieder. Wenn sich die Blockade nicht schnell löst, wird im Sommer tatsächlich wieder gewählt. Aber so weit ist es noch nicht.
Annäherung undenkbar
Die Debatte von gestern, wenn man sie denn als das bezeichnen will, hätte man vor zwei Monaten, am 21. Dezember, voraussagen können. Das Wahlresultat von damals machte klar, dass in diesem zersplitterten Parlament keine Kombination für ein Regierungsbündnis möglich war. Eine grosse Koalition hat es in Spanien noch nie gegeben. Konservative und Sozialisten stehen zerzaust im Wetter und hassen sich gegenseitig derart, dass eine Annäherung nicht denkbar ist. Nicht unter der aktuellen Führung.
Die beiden Neuen, Podemos (links) und Ciudadanos (mitte-rechts) sind wichtige Kräfte für eine politische Erneuerung, aber zu schwach, um mehr zu sein als nur die Büchsenspanner der Grossen, Juniorpartner halt. Genau das aber wollen sie nicht sein und schrauben darum den Preis hoch. Und ausserdem sind sie sich gegenseitig so spinnefeind wie die Grossen.
Niemand will den ersten Schritt machen
Man hätte gestern über politische Ziele und Wege diskutieren können. Aber weil niemand sich als erster bewegen wollte, verschanzten sich alle in ihren Gräben. Dabei kann sich eigentlich keine Partei Neuwahlen wünschen. Nichts deutet darauf hin, dass ein halbes Jahr nach den letzten Wahlen eine deutlich andere Zusammensetzung des Parlaments gewählt würde.
Am Freitag wird nochmals abgestimmt. Der Sozialist Sánchez käme dann mit einem relativen Mehr ans Ziel. Aber rechnerisch hat er nicht einmal darauf wirklich Chancen. Wenn er erneut scheitert, ist der König am Zug. Der kann das Parlament auflösen und Neuwahlen verlangen oder die Parteien zu Kompromissen und Vernunft aufrufen. Befehlen kann er ihnen das aber nicht.