Bei der Parlamentswahl in Bangladesch hat die regierende Awami-Liga mehr als zwei Drittel aller Mandate gewonnen. Der Sieg der Partei von Ministerpräsidentin Scheich Hasina stand wegen eines Boykotts der Abstimmung durch die wichtigste Oppositionspartei ausser Frage.
130 Wahllokale in Flammen
Wegen des Wahlboykotts der nationalistischen BNP fielen bereits 127 Mandate an die Awami-Liga, weil es keine Gegenkandidaten gab. Von den noch umstrittenen Mandaten gewann die Regierungspartei 105 und verfügt damit über 232 der 300 Parlamentssitze.
Die Wahl war von zahlreichen Gewalttaten überschattet worden. Mehr als 130 Wahllokale wurden in Brand gesetzt.
Erbitterter Machtkampf
Hintergrund der Unruhen ist ein erbitterter Machtkampf zwischen BNP-Chefin Khaleda Zia und Hasina. Beide Politikerinnen bestimmen seit mehr als 20 Jahren die Geschicke des verarmten Landes in Südostasien, das als Niedriglohnland eine Schlüsselrolle für die weltweite Textilindustrie spielt.
Bei der von Zusammenstössen überschatteten Wahl sind mindestens 24 Menschen getötet worden.
Sicherheitskräfte greifen zur Waffe
Die 270'000 Sicherheitskräfte, die die Wahl absicherten, griffen im Verlauf des Wahlsonntags immer wieder zur Waffe. Mehrere Angreifer, die die Wahl durch Attacken auf Abstimmungszentren zu verhindern suchten, starben durch Polizeikugeln.
Wegen der Gewaltausbrüche wurde die Abstimmung in 183 der mehr als 18'000 Wahllokale ausgesetzt. Sie soll dort bis zum 24. Januar nachgeholt werden. Der oberste Wahlbeauftragte, Kazi Rakibuddin Ahmad, bezeichnete die Abstimmung trotz der Zwischenfälle im Grossen und Ganzen als friedlich.
Viele Tote unter Islamisten-Partei
Viele der Getöteten waren Aktivisten der Jamaat-e-Islami. Diese Partei durfte bei der Wahl nicht antreten, weil ein Gericht ihre Registrierung vor einigen Monaten für ungültig erklärt hatte.
Die islamistische Partei ist ein Bündnispartner der grössten Oppositionspartei Bangladesh Nationalist Party. Die BNP hatte erklärt, sie werde nur an der Wahl teilnehmen, wenn sie wie bisher unter einer neutralen Übergangsregierung organisiert werde. Das lehnte die Regierung kategorisch ab.
Aufruf zu Verhinderung der Wahl
BNP-Anführer hatten ihre Anhänger vor der Wahl immer wieder dazu aufgerufen, die Abstimmung zu verhindern, Geschäfte geschlossen zu halten und Strassen und Schienen zu blockieren. Die grosse Mehrzahl der Menschen im Land akzeptiere die Wahl und ihre Ergebnisse nicht.
Auch die Awami-Liga zeigte sich unzufrieden. «Es fühlt sich nicht gut an, ohne Gegenkandidat zu gewinnen. Wir hätten uns gerne der Abstimmung gestellt, wenn die Opposition mit im Boot gewesen wäre», sagte die frühere Aussenministerin Dipu Moni.
Die Europäische Union, die USA und das britische Commonwealth verzichteten deswegen auf die Entsendung von Wahlbeobachtern. Nur vier Beobachter aus Indien und Bhutan waren am Wahltag zugegen. Bei der Parlamentswahl 2008 hatten noch 585 ausländische Beobachter die Abstimmung überprüft.