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Gefangene stehen am Zaun des Gefängnisses Aracaju.
Legende: Es ist nicht das erste Mal, dass die Gefangenen in Aracaju meutern und Geiseln nehmen. Dieses Bild ist vom April 2012. Keystone

International Revolte in brasilianischem Gefängnis beendet

Häftlinge in einer überbelegten Strafanstalt in Brasilien haben ihre Meuterei abgebrochen. 118 Geiseln, vorwiegend Wachpersonal und Angehörige auf Besuch, wurden freigelassen. Viele Gefängnisse sind derzeit wegen Verhaftungen im Vorfeld der Fussball-Weltmeisterschaft überbelegt.

Eine Gefängnismeuterei mit Geiselnahme ist in Brasilien unblutig zu Ende gegangen. Die Häftlinge des Hochsicherheitstraktes Advogado Jacinto Filho in Aracaju liessen am Sonntagabend alle 118 Geiseln frei, wie örtliche Medien übereinstimmend berichteten.

Eine Gefängnissprecherin sagte, die Häftlinge hätten am Samstag 118 Angehörige von Insassen und vier Wachleute in ihre Gewalt gebracht. Unter den Geiseln waren auch 15 Kinder.

Revolte nach Verhandlungen abgebrochen

Ein Sprecher der Justizbehörden in Sergipe sagte, intensive Verhandlungen hätten die Geiselnehmer am Sonntagabend zum Einlenken bewegt. Vor dem endgültigen Ende der Meuterei hatten sie bereits einen Wachmann freigelassen. Medienberichten zufolge war der Mann verletzt. Als Ergebnis der Verhandlungen wurden 16 Häftlinge in ein anderes Gefängnis verlegt.

Nach Angaben der Justizbehörden beendeten die Meuterer ausserdem ihre Revolte in dem Hochsicherheitsgefängnis.

Das Gefängnis in Aracaju, der Hauptstadt von Sergipe, wird von einem Privatunternehmen und den Behörden des Bundesstaats gemeinsam betreiben. Die genauen Hintergründe der Meuterei sind noch unklar. Medienberichten zufolge verlangten die Gefangenen eine grosszügigere Regelung der Besuchszeiten und bessere Haftbedingungen.

Nicht genug Platz in Gefängnissen

In brasilianischen Gefängnissen gibt es immer wieder Gefangenenaufstände, die sich meist gegen die schlechten Lebensumstände dort richten. Die Haftanstalten des Landes sind chronisch überbelegt.

Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Conectas fehlen landesweit mehr als 200'000 Haftplätze. Hinter den Gefängnismauern herrschen oft kriminelle Gangs.

«Aufräumen» vor der WM

Die Überbelegung der Haftanstalten in Brasilien geht aktuell auch auf die anstehende Fussball-Weltmeisterschaft zurück. Die Polizei verhaftet Hinblick auf die WM viele Personen in den Armenwohngebieten, den Favelas. Gelöst ist das Gewaltproblem damit aber nicht, wie die Reportage von SRF-Korrespondent Ulrich Achermann zeigt.

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