Roms umstrittener Bürgermeister Ignazio Marino ist nach einem Skandal um veruntreute Steuergelder zurückgetreten. Er handle im Interesse der Stadt, hiess es in einer Erklärung Marinos, aus der die Nachrichtenagentur Ansa zitierte. Ihm bleiben nun 20 Tage Zeit, seine Entscheidung noch einmal zu widerrufen.
Ermittlungen der Staatsanwaltschaft
Auch einige seiner engsten Mitarbeiter traten zurück. Zuvor war der Druck auf den Politiker aus der Demokratischen Partei (PD) von Italiens Regierungschef Matteo Renzi immer grösser geworden.
Die Staatsanwaltschaft hatte Ermittlungen aufgenommen, weil Marino mit einer Kreditkarte der Stadt private Abendessen bezahlt haben soll. Der Bürgermeister hatte jedes Fehlverhalten zurückgewiesen, aber angekündigt, die beanstandeten etwa 20'000 Euro zurückzuzahlen.
«Mafia-verseuchte Verwaltung»
In Rom aber, so SRF-Korrespondent Franco Battel, «hat das organisierte Verbrechen ganz andere Beträge abgezweigt. Und das ist bewiesen.» Gelder für den Wohnungsbau, die Müllabfuhr oder Asylunterkünfte. Der Bürgermeister, so Battel weiter, «scheiterte vor allem, weil es ihm nicht gelang, die Mafia-verseuchte Verwaltung zu säubern.»
Vor kurzem habe der italienische Innenminister dem Präfekten «einen Aufpasser geschickt mit dem Auftrag, rasch und gründlich für Ordnung zu sorgen», berichtet Battel weiter.
Ein Chirurg lässt seine Stadt dahinsiechen
Der 2013 zum Bürgermeister gewählte Transplantationschirurg Marino steht also seit Monaten in der Kritik und war auch in seiner eigenen Partei zunehmend isoliert. Dem 60-Jährigen waren unter anderem ein zu lascher Umgang mit dem Mafia-Skandal und Korruptionsverstrickungen der Stadt vorgeworfen worden, viele machten den Bürgermeister auch für das Chaos bei Müll und Verkehr verantwortlich.
Bereits im vergangenen Jahr hatten Kritiker einen Rücktritt Marinos gefordert, nachdem dieser Strafzettel für Falschparken nicht gezahlt hatte.
Bald kommen bis zu 30 Millionen Pilger nach Rom, welche die Stadt ab November während des Heiligen Jahres besuchen, erklärt SRF-Korrespondent Battel weiter. Die Gläubigen «werden einen schlecht funktionierenden öffentlichen Verkehr vorfinden, überquellende Abfall-Container und Löcher in den Strassen.»