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International Rousseff muss den Präsidentenpalast räumen – vorerst für 180 Tage

Der brasilianische Senat hat sich mit 55 zu 22 Stimmen für ein Amtsenthebungsverfahren für Präsidentin Dilma Rousseff ausgesprochen. Damit haben sich mehr als zwei Drittel der Senatsmitglieder gegen die Präsidentin gewandt.

  • Der Senat hat entschieden, dass ein Amtsenthebungsverfahren gegen Rousseff wegen Verstosses gegen die Haushaltsregeln Brasiliens in Gang gesetzt wird. Mit mehr als zwei Dritteln der Stimmen.
  • Rousseff ist für 180 Tage von ihrem Amt suspendiert.
  • Die Regierungsgeschäfte übernimmt Vizepräsident Michel Temer.
  • Im Senat beginnt nun ein Verfahren, befristet auf 180 Tage, in dem die Vorwürfe gegen die Präsidentin untersucht werden. Geleitet wird der Prozess vom Obersten Richter Ricardo Lewandowski.
  • Sollten nach den 180 Tagen zwei Drittel der 81 Mitglieder des Senats nochmals für eine Amtsenthebung stimmen, verliert Rousseff alle politischen Rechte.

Dilma Rousseff muss den Präsidentenpalast in Brasilia räumen – zumindest für 180 Tage: Der Senat hat sich mit 55 zu 22 Stimmen für ein Amtsenthebungsverfahren gegen die Präsidentin ausgesprochen.

Während 20 Stunden hatte in Brasilien die zweite Parlamentskammer, der Senat, über ein Amtsenthebungsverfahren gegen Staatspräsidentin und Regierungschefin Dilma Rousseff beraten. In der Marathonsitzung erörterte jeder Senator, warum er für oder gegen die Suspendierung von Präsidentin Rousseff ist.

«Jedes Senatsmitglied hatte 15 Minuten Zeit, um seine Argumente für oder gegen eine Absetzung Rousseffs darzulegen», sagt Lateinamerika-Korrespondent Ulrich Achermann. Bei 77 anwesenden Mitgliedern dauerte dies lange. Auch habe man das Verfahren peinlich genau genommen, weil sich «eine Staatsgewalt anschickte, einer direkt vom Volk gewählten Präsidentin das Amt wegzunehmen.»

Der Senat wird nach 180 Tagen erneut und dann endgültig über das Schicksal der Präsidentin abstimmen, dann aber mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit, erklärt SRF-Korrespondentin Karen Naundorf. Für Rousseff sieht es nicht gut aus: Bereits bei der heutigen Abstimmung hatten sich mehr als zwei Drittel der Senatsmitglieder hinter das Amtsenthebungsverfahren gestellt.

Nach dem Vollzug der Suspendierung hat Vizepräsident Michel Temer von der Partei der demokratischen Bewegung (PMDB) offiziell die Aufgaben als Interimspräsident übernommen. Er unterzeichnete ein entsprechendes Dokument, nachdem Rousseff den Regierungspalast verlassen hatte.

die Amtsgeschäfte als Regierungschef. Er will dabei ein Kabinett ohne Rousseffs linke Arbeiterpartei bilden.

Michel Temer ist vorbereitet

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Der 75-jährige Temer von der Partei der demokratischen Bewegung (PMDB), die die Koalition mit der linken Arbeiterpartei Rousseffs im März aufgekündigt hatte, traf sich während der Sitzung mit Vertrauten in seinem Amtssitz in Brasília, um den Wechsel vorzubereiten.

Einfach wird es für Temer nicht, sagt Lateinamerika-Korrespondent Achermann. Denn Brasilien stecke in einer schweren Wirtschaftskrise und eine Rezession habe das Land fest im Griff. Temers Priorität sei es, diese Krise zu entschärfen. Dazu gehörten Einsparungen in den Staatsausgaben und im sozialen Bereich. Doch viele Brasilianer stünden Temer sehr kritisch gegenüber. «Unterstützung hat er nur von den Wirtschaftsverbänden und seiner eigenen Partei», weiss Achermann.

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