Ihre Namen klingen sehr rumänisch, ihr Englisch gar nicht. Dan Nechita verbrachte nach der Schule zwölf Jahre in den USA. Tudor Oprea lebte 15 Jahre in Kanada, seine Familie zog dorthin, als er zehn Jahre alt war. Seit gut einem Jahr sind die beiden wieder in Rumänien. In Bukarest sitzen sie in den kleinen Büroräumen der von ihnen geleiteten Stiftung Caesar. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Sie waren glücklich in Übersee.
«Mir fehlen die amerikanischen Hamburger, mir fehlen meine Freunde», sagt Nechita, «aber ich gehöre irgendwie nach Rumänien.» Die Rückkehr war für ihn die richtige Entscheidung, sagt er, auch weil sich in Rumänien viel tut: «Es ist ja nicht so, dass man einen Porsche und ein Wallstreet-Luxusleben aufgeben würde, um in Rumänien Müllmann zu werden: Rumänien ist kein unterentwickeltes Land mehr.»
«Brain Regain» statt «Brain Drain»
Sein Kollege geht noch weiter: «Rumänien ist ein Beispiel für Brain Regain», sagt Oprea. «Und den brauchen wir und andere osteuropäische Länder dringend.» Noch sprechen aber auch in Bukarest die meisten Leute von «Brain Drain» – also dem Verlust vieler kluger und gut ausgebildeter Leute. Für Ärzte zum Beispiel ist eine Stelle an einem Spital in Westeuropa attraktiver als in Rumänien, wo die medizinische Ausstattung schlecht ist, die Löhne tief sind und Korruption zum Alltag gehört. «Brain Regain» ist die Umkehr von «Brain Drain».
Und «Brain Regain» ist trotz des persönlichen Beispiels von Nechita und Oprea auch in Rumänien immer noch weniger eine Tatsache als ein Ziel, das die Stiftung Caesar verfolgt. Die Leiter appellieren dabei nicht an die Moral oder den vaterländischen Geist der Auslandsrumänen: «Es reicht nicht, den Leuten zu sagen, sie sollen zurückkommen. Wir müssen den Leuten Chancen bieten», sagt Nechita.
Und diese Chancen müssen geschaffen werden. Caesar ist ein Netzwerk und ein Think Tank. 3000 erfolgreiche Auslandsrumänen umfasst ihre Kartei. Mit ihnen entwickelt Caesar konkrete Vorschläge zur Entwicklung Rumäniens auf verschiedenen Gebieten, sei es die Energieversorgung oder das Gesundheitswesen.
Vernetzung ist alles
Und mit diesen Vorschlägen geht die Stiftung auf Politiker, NGOs und Medien zu. Der «Brain Regain» ist damit zum Teil schon umgesetzt: Das Wissen der besten rumänischen Köpfe im Ausland fliesst ein in die nationale Politik. Auch wenn die Köpfe vorerst im Ausland bleiben.
«Aber jemand, der erlebt, dass sein Fachwissen hier gefragt ist und hier eine Karrieremöglichkeit erkennt, der kommt vielleicht zurück», so Nechita. Darum organisiert Caesar Konferenzen, wo die Auslandsrumänen auf rumänische Entscheidungsträger treffen. Die Leiter von Caesar sind auch im Inland gut vernetzt, pflegen Kontakte in alle wichtigen Verwaltungsabteilungen und gehen beim Staatspräsidenten ein und aus.
Tudors persönlicher «Brain Regain»
An diesem Punkt wird die Arbeit von Caesar auch politisch. Doch die Rückkehrer sehen das anders: «Wir haben keine Ideologie, wir nehmen alles, was funktioniert. Unsere einzige Ideologie ist Effizienz. Die richtigen Lösungen sind je nach Gebiet mal eher politisch linke Lösungen, mal eher rechte», sagt Oprea.
Dieser apolitische Pragmatismus ist im korruptionsgeplagten Rumänien vielleicht angebracht. Es wäre schon viel gewonnen, wenn mehr Politiker, egal ob links oder rechts, vermehrt ans Wohl des Landes denken würden, als an den eigenen Vorteil.
Einen weiteren ganz persönlichen Fall von «Brain Regain» hat Caesar übrigens auch schon zu vermelden. Tudor Opreas Eltern wollen aus Kanada zurück nach Rumänien kommen. «Und das ist lustig», sagt er, «denn sie zogen nach Kanada, um mir und meiner Schwester ein besseres Leben zu bieten. Und jetzt folgen sie mir zurück nach Rumänien.»