Der russische Präsident Wladimir Putin ist in China. In der Wirtschaftsmetropole Shanghai traf er den chinesischen Staats- und Parteichef Xi Jinping.
Im Zentrum des zweitägigen Besuches steht der Abschluss zahlreicher Verträge. Insgesamt sollen bei Putins China-Reise 43 Wirtschafts- und Handelsabkommen unterzeichnet werden. Das sei eine rekordverdächtig lange Liste, sagt SRF-Chinakorrespondent Urs Morf im Gespräch.
Gaslieferungen Russlands im Zentrum
Im Zentrum steht ein Vertrag über Gaslieferungen Russlands an China. Die beiden Länder ringen seit Jahren um den Abschluss eines neuen Abkommens. Putin hatte am Montag angedeutet, eine Einigung stehe kurz bevor. Doch schon im vergangen Jahr hatten beide Länder einen Durchbruch in den Verhandlungen gefeiert, konnten sich aber nicht auf einen Preis einigen. «Ich habe erstmals 1997 über dieses Geschäft berichtet», so Morf.
Wegen der Krise in der Ukraine sei die Situation für Russland nun aber eine andere. Es sei ungewiss, wie lange Russland noch Gas nach Europa liefern könne. Deshalb stünden die Chancen für einen Durchbruch nun besser, schätzt Morf. Russland sei nun auf den Grosskunden China angewiesen und daher möglicherweise kompromissbereiter als in den letzten 17 Jahren.
«Es geht um riesige Mengen Gas», erklärt Morf. «Es sollen ab 2018 während 30 Jahren jedes Jahr mindestens 38 Milliarden Kubikmeter Gas von Russland nach China geliefert werden.» Dies entspreche momentan zwischen einem Fünftel und einem Viertel des chinesischen Gasverbrauches.
Besuch Putins als Zeichen an den Westen
Doch die beiden Länder wollen nicht nur über Gaslieferungen reden. China und Russland wollten beispielsweise auch gemeinsam einen neuartigen riesigen Helikopter bauen, sagt Morf. Ausserdem stehe der Bau eines Passagierflugzeuges auf der Agenda, das mit den grössten Flugzeugen von Boeing und Airbus konkurrieren könnte. Schliesslich wolle man möglicherweise in der Raumfahrt zusammenspannen.
Putins Visite in Shanghai gilt auch als Zeichen an den Westen, dass Moskau die Suche nach neuen Partnern intensiviert. «Beide Länder wollen dem westlichen Ausland demonstrieren, wie sie näher rücken», sagt Morf. Putin hat dies in einem Interview mit der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua sogar ausdrücklich formuliert. Er sagte, dass der Ausbau der Beziehungen mit China für Russland «absolut prioritär» sei.