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International «Russland setzt Gas als politische Waffe ein»

Die Ukraine und Gazprom haben ihre Gespräche über ausstehende Gaszahlungen abgebrochen. Die verfahrene Situation hat Auswirkungen auf die EU.

Die Verhandlungen im Gasstreit zwischen Moskau und Kiew sind gescheitert. Russland will ab sofort nur noch gegen Vorkasse Erdgas an die Ukraine liefern.

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Moskau hat mehrere Gründe für das Drehen am Gashahn. Die Ukraine schuldet Russland für bereits geliefertes Gas rund vier Milliarden Franken. «Offiziell will das Land nur viel Geld. Aber ich glaube es ist ziemlich klar, dass Moskau einmal mehr das Gas als politische Waffe einsetzt», sagt SRF-Korrespondent Christof Franzen in Moskau. Schliesslich sei der Gaspreis inzwischen 80 Prozent höher als noch im Februar, unter Präsident Viktor Janukowitsch.

Russland will aber nicht nur die wirtschaftliche Entwicklung der Ukraine bremsen: «Im Osten des Landes versucht man auch nach wie vor mit Kämpfen und Waffen den Konflikt anzuheizen», so Franzen. Mit dem Ziel: «Die Annäherung der Ukraine an die EU zu stoppen und die Ukraine wieder näher an sich zu ziehen.»

Brüssel mit grossem Interesse an Einigung

Die EU hofft trotz des Abbruchs der Verhandlungen weiter auf eine Einigung. «Die EU bemüht sich für die Ukraine selbst. Sie hat jedoch auch ein Eigeninteresse», sagt SRF-Korrespondent Jonas Projer in Brüssel.

Die EU-Staaten würden rund ein Drittel ihres Gasverbrauchs mit Lieferungen aus Russland decken. Rund die Hälfte davon fliesse via Pipelines durch die Ukraine, so der EU-Experte. Besonders betroffen seien die baltischen Staaten, Finnland, Slowakei und Bulgarien – sie würden auf bis zu 100 Prozent ihres Bedarfes aus Russland beziehen. Diese EU-Oststaaten seien somit abhängig von der Lieferung,

Wenn die Ukraine für den Transit bestimmtes Gas für den Eigengebrauch abzweige, könne dies zu einem Problem führen, sagt Projer weiter. «Wenn es Winter wird und der Streit nicht gelöst ist, dann frieren die Menschen. Zuerst in der Ukraine und sehr schnell auch in diesen EU-Oststaaten», betont er.

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