Die USA ziehen nächstes Jahr aus Afghanistan ab. So ist es ausgehandelt. Doch dies könnte schwieriger werden als erwartet. Denn das Nachbarland Kirgistan droht die US-Militärbasis im Land zu schliessen.
Diese ist für den Afghanistan-Abzug jedoch zentral, sagt der Journalist Marcus Bensmann aus der Hauptstadt Bischkek gegenüber Radio SRF.
«Die Regierung in Kirgistan steht unter enormem Druck», sagt er. Milliardenschwere Investitionen in die Wasserkraft, die Lösung der Gasprobleme und das Erlassen von Krediten hätten die Russen versprochen. Dafür müsse der Staatspräsident Kirgistans, Almasbek Atambajew, die USA aus dem Land weisen. «Irgendwie muss er vor seinem Amtskollegen im Kreml das Gesicht wahren», sagt Bensmann.
Wenn der Vertrag gekündigt würde, müssten die USA das Rollfeld Manas unweit von Bischkek im Juni 2014 aufgeben. Von Manas aus fliegen täglich 2000 Soldaten nach Afghanistan oder kommen von dort. Auch die Flugzeuge, welche die Bomber über Afghanistan auftanken, starten dort.
Basis für Zusammenarbeit wichtig
«Nach wie vor wollen die USA mit der neuen Regierung in Afghanistan zusammenarbeiten», sagt Bensmann. Deshalb brauchen die USA nach dem Abzug ihrer Truppen eine Basis in der Region. «Ich bin überzeugt, dass Washington grosses Interesse daran hat, die Basis gleichwohl in Bischkek zu halten.»
Die Interessen der Russen
Im Grunde genommen könnte es den Russen gleichgültig sein, ob die Amerikaner ein Jahr länger in der Region bleiben oder nicht. Doch Bensmann sagt: «In der russischen Politik spielen in Zentralasien viele irrationale Elemente mit.»
Die Russen sähen die ehemaligen Sowjetrepubliken in Zentralasien immer noch als ihren Hinterhof an, auf den sie Einfluss ausüben könnten. Und: «Sie wollen den USA das Gefühl einer Niederlage zufügen.» Es solle wie eine Flucht aussehen, nicht wie ein geordneter Rückzug. So wie bei der roten Armee, als diese sich aus dem Hindukusch zurückziehen musste, vermutet Bensmann.