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International Russlands Nachbarn rüsten auf

Die Ukraine-Krise lässt die Ausgaben für das Militär in Osteuropa sprunghaft ansteigen. Die Nachbarn Russlands fühlen sich offensichtlich bedroht und rüsten auf, darunter etwa Polen und Litauen. Ihre Partner weiter westlich bleiben dagegen entspannt.

Letztes Jahr wurden weltweit insgesamt 1,76 Billionen Franken für das Militär ausgegeben. Das sind 0,4 Prozent weniger als 2013 – die dritte Abnahme der Rüstungsausgaben in Folge. Das zeigt die jährliche Studie des Schwedischen Friedensforschungsinstituts Sipri.

USA weiterhin an der Spitze

Militärausgaben 2014

Den Rückgang führt das Sipri vor allem auch Kürzungen der Armeebudgets in Westeuropa sowie in Nord- und Südamerika zurück. In Lateinamerika blieb das Niveau in etwa unverändert. Mehr wurde dagegen im Nahen Osten, Osteuropa, Afrika, Asien und Ozeanien ausgegeben. Saudi-Arabien etwa schraubte seine Militärausgaben um 17 Prozent auf 79 Milliarden Franken nach oben.

Spitzenreiter sind nach wie vor die USA. Trotz Kürzungen von 6,5 Prozent machten ihre Ausgaben ein Drittel der weltweiten Rüstungsinvestitionen aus. Mit 598 Milliarden Franken geben die Amerikaner sieben Mal so viel Geld für ihr Militär aus wie Russland und fast drei Mal so viel wie China, die Nummer zwei in Rüstungsrangliste.

Ukraine-Krise wirkt im Osten

Eine auffällige Zunahme der Rüstungsausgaben stellen die Forscher vom Sipri in den Nachbarländern Russlands fest. Sie fühlten sich offensichtlich bedroht. Von den europäischen Nato-Staaten haben vor allem Polen und Litauen ihre Militärausgaben 2014 erhöht – Polen um 13 Prozent.

Sipri sieht darin Auswirkungen der Ukraine-Krise. Polen und die baltischen Staaten hätten schon seit Jahren mit Skepsis beobachtet, wie Moskau seine Rüstungsausgaben schrittweise erhöht. Heute gibt Russland 4,5 Prozent seiner gesamten Wirtschaftsleistung für die Streitkräfte aus. Allein im vergangenen Jahr hob Moskau seine Investitionen in Waffen und Ausrüstung um 8,1 Prozent an.

Sipri-Experten rechnen mit einem weiteren Anstieg der Militärausgaben in baltischen Staaten. Angenommen wird, dass die 2015 die Ausgaben in Litauen um weitere 50 Prozent ansteigen könnten. Für Polen wird für das laufende Jahr ein Plus von 20 Prozent prognostiziert, für Lettland plus 15 Prozent und für Estland plus 7 Prozent.

Kürzungen im Westen

Die Ukraine-Krise hat jedoch 2014 bei weitem nicht in allen europäischen Ländern zur Aufrüstung geführt. «Die Ukraine-Krise hat die Sicherheitslage in Europa grundlegend verändert, aber bisher sind die Auswirkungen auf die Militärausgaben vor allem in den an Russland grenzenden Staaten spürbar», sagt Sipri-Forscher Sam Perlo-Freeman.

Je weiter die Krise entfernt ist, desto weniger sind die Europäer bereit, zusätzliches Geld locker zu machen. In Portugal, am westlichen Ende Europas, sanken die Verteidigungsausgaben 2014 um 12 Prozent – so stark wie in keinem anderen EU-Land.

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