Der Bogen zwischen Politik und Fussball war schnell geschlagen am 2. Januar. Nur wenige Minuten nach der Stürmung der saudischen Botschaft in Teheran twitterten saudische Fussballfunktionäre die propagandistische Linie Riads in die Welt hinaus: Nie mehr würden Fussballer aus dem wahabitischen Königreich ihre Füsse auf iranischen Boden setzen.
«Wir wollen nicht zu ihnen und wir wollen auch keine iranischen Teams in unserem Land sehen», schrieb Prinz Abdulrahman bin Musaid. Iranischem Hass und Terror seien die saudischen Fussballer seit Jahr und Tag ausgesetzt, behaupteten daraufhin die Medien. Vom Flugplatz bis zum Fussballfeld würden sie niedergemacht und eingeschüchtert. Bisher hätten sie alles klaglos ertragen. Nun sei das Mass voll.
Fall Nimr al-Nimr und die Folgen
Beweise für diese massiven Vorwürfe legte bisher in Riad niemand vor. Nicht erwähnt wurde auch, dass die saudische Botschaft in Teheran angegriffen wurde, nachdem das saudische Regime den bekannten schiitischen Geistlichen Nimr al-Nimr hinrichten liess. Der Iran wurde dadurch provoziert und brach daraufhin die diplomatischen Beziehungen mit Saudi-Arabien ab.
Teheran und Riad können nicht miteinander. Das wahabitische Königreich der sunnitischen Saud-Dynastie und der schiitische Gottesstaat Iran trennt zu viel. Auch wollen beide Staaten die bestimmende Macht in der Region sein. Als Feinde stehen sie sich in Kriegen in Syrien und im Jemen gegenüber. Im Libanon und im Irak unterstützen sie gegnerische Milizen. Auch das Erdöl, an dessen Quelle beide sitzen, macht sie zu Rivalen.
Saudi-Arabien verlangt neutrales Grün
Das iranische Regime wirkt so, als hätte es die besseren Karten. In den Wahlen wurde eben erst der Reformkurs von Präsident Hassan Rohani bestätigt. Die Öffnung des Landes zieht Investoren aus aller Welt an.
Saudi-Arabien dagegen erlebt immer häufiger ungewohnte Kritik auch von seinen politischen Geschäftspartnern und Waffenlieferanten. Dass Riad nun auch eine Art Fussball-Krieg mit Iran forciert und dabei verlangt, dass die iranisch-saudischen Spiele in einem neutralen Drittstaat ausgetragen werden, kommt in Teheran gar nicht gut an.
Iran: Trennung von Sport und Politik
Die saudischen Fussballfunktionäre und Prinzen sollten doch die Satzung des Kontinentalverbandes AFC lesen, raten die Iraner. In Artikel 3 und 4 werde ausdrücklich auf die Trennung von Sport und Politik verwiesen. Im Übrigen garantiere Teheran für die Sicherheit der saudischen Sportler und Fans bei Spielen in Iran.
Für Teheran ist die Debatte nicht neu: Bereits während des iranisch-irakischen Krieges in den 1980er Jahren wurde dem Land die Austragung von WM-Qualifikationsspielen auf heimischem Boden verwehrt.
Schwierige Konstellation beim Kontinentalverband AFC
Beim jetzigen Entscheid kommt ein besonders brisanter politischer Aspekt hinzu: Vorsitzender des Verbandes AFC, der darüber entscheidet, ist Scheich Salman bin Ibrahim al-Chalifa, Mitglied der Herrscherfamilie von Bahrain. Das Königreich, das Saudi-Arabien nahesteht und die Schiiten im eigenen Land diskriminiert, hat die diplomatischen Beziehungen zum Iran ebenfalls abgebrochen.
Und Scheich Salman, der kürzlich erfolglos für den Posten des Fifa-Präsidenten kandidierte, ist mit Foltervorwürfen konfrontiert. Menschenrechtler sagen, er sei persönlich involviert gewesen, als die Demokratiebewegung 2011 blutig niedergeschlagen wurde. Dieser Mann soll nun einen fairen Schiedsspruch zwischen Iran und Saudi-Arabien fällen.