SRF News: Herr Friedrich, Sie haben sich mit den Päpsten der Automobilindustrie angelegt. Sehen Sie sich als Gegenpapst?
Axel Friedrich: Nein. Ich sehe mich nur als Anwalt jener Menschen, die die hohe Belastung der Luftschadstoffe einatmen müssen. Es kann nicht sein, dass die Menschen belastet werden, weil Vorschriften umgangen werden.
Sie kritisieren Vorschriften und Messzyklen, die von den Regierungen abgesegnet sind.
Die Frage ist, ob wir bei der modernen Technik überhaupt im Labor zu messen brauchen. Denn entscheidend ist, was auf der Strasse emittiert wird. Unsere Messgeräte sind in der Lage, mit hoher Genauigkeit auf der Strasse zu messen. Wir bräuchten schon lange keinen Prüfstands-Test mehr.
In der EU sind Emissionstests auf der Strasse angedacht. Sind Sie zuversichtlich?
Die Messung auf der Strasse muss so gemacht werden, dass sie das reale Fahrverhalten eines Menschen abbildet. Beim sogenannten Real-Driving-Emissions-Test ist zurzeit angedacht, dass man 100 Kilometer fahren muss. Das ist aber keine alltägliche Distanz, denn die meisten Menschen fahren am Tag 20 bis 30 Kilometer.
Sie werfen einer ganzen Industrie vor, dass sie die Öffentlichkeit belügt.
Ich sage nur: Die Werte, die im Labor ermittelt werden und die Werte, die dann auf der Strasse emittiert werden, passen nicht zusammen. Die Behörden müssen dafür sorgen, dass diese Diskrepanz auf null gebracht wird.
Ein Argument der Autoindustrie ist, dass sie Messwerte wollen, die untereinander vergleichbar sind.
Wir müssen die Autos sauber machen. Und zwar nicht im Labor, sondern auf der Strasse. Die Fahrzeuge müssen in allen möglichen Bewegungszuständen die Abgas-Emissionswerte nicht überschreiten; mich interessiert weder das Labor noch die Vergleichbarkeit. Mich interessiert am Schluss der Mensch. Wenn wir am Rand der Strasse stehen, bekommen wir diese Abgase ab. Und das ist inakzeptabel.