«Als jemand, der selbst doktoriert hat, schäme ich mich nicht nur heimlich.» Das sagte die deutsche Bildungsministerin Annette Schavan vor zwei Jahren. Damals stolperte ihr Regierungskollege Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg über seine teilweise abgeschriebene Doktorarbeit. Er musste zurücktreten.
Jetzt läuft gegen Schavans selbst ein Verfahren. Fehlende Quellennachweise, Täuschungsabsicht und Vernachlässigung wissenschaftlicher Standards, so lautet der Befund eines Vor-Gutachtens. Mit 14 Ja-Stimmen und einer Enthaltung stimmte das Gremium der Uni Düsseldorf für ein Plagiatsverfahren.
Annette Schavan selbst hat den Verdacht zurückgewiesen, sie habe in ihrer 1980 verfassten Doktorarbeit abgeschrieben oder Quellen nicht korrekt gekennzeichnet.
«Ich bin davon überzeugt, dass die unbegründeten Plagiatsvorwürfe ausgeräumt werden», erklärte die Politikerin der christdemokratischen CDU.
Sie werde kämpfen, das sei sie der Wissenschaft schuldig. Und sie kündigte an, bei den Wahlen im Herbst erneut zu kandidieren.
Merkel steht hinter Schavan
Die Opposition hatte schon im Vorfeld einen Rücktritt Schavans ins Spiel gebracht. Wer wissenschaftlich unsauber arbeite, müsse Konsequenzen ziehen, hatte SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles gefordert.
Bundeskanzlerin Angela Merkel, eine enge Freundin Schavans, hatte erklärt, die Ministerin habe bis zur Entscheidung der Universität ihr vollstes Vertrauen. «Die Kanzlerin schätzt ihre Arbeit, und sie hat volles Vertrauen in ihre Arbeit», sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin.