SRF News: Was macht die Energiewende in Schweden für die Schweiz denn besonders interessant?
Bruno Kaufmann: Schweden ist wie der nordische Cousin der Schweiz. Das Land hat einen ähnlichen Energiemix von Atomkraft und Wasserkraft, aber gleichzeitig macht Schweden in verschiedenen Belangen mehr vorwärts als die Schweiz. Es baut die Infrastruktur konsequent um. Deshalb ist es interessant, sich das Beispiel Schweden genauer anzuschauen.
Was charakterisiert das schwedische Modell?
Das klare Ziel der Schweden ist der Ausstieg aus den fossilen Energien bis zum Jahre 2050. Man ist schon viel weiter als andere Länder. Der Anteil an nicht-fossilen Energieträgern liegt in Schweden bereits bei 52 Prozent. In der Schweiz sind es erst 22 Prozent. Man hat enorm in die Sonnen- und Windenergie investiert und hat vor allem auch den Verkehr und die Privathaushalte konsequent umgestellt. Das zahlt sich jetzt aus.
Welche Schwierigkeiten hat man in Schweden mit der Energiewende?
Schweden tut sich schwerer beim Ausstieg aus der Atomenergie. Man hat bereits 1980 in einer Volksabstimmung beschlossen, aus der Atomenergie auszusteigen. Das ist kaum gelungen, von zehn Reaktoren ist ein einziger abgestellt. Und auch bei der Endlagerung hochradioaktiver Abfälle hat man schon lange eine Lösung versprochen. Aber auch diese Konzession hat man nicht eingehalten. Es gibt in Schweden bereits wieder Stimmen, die auf eine weitere Nutzung der Atomenergie hinwirken.
Der Anteil an nicht-fossilen Energieträgern liegt in Schweden bereits bei 52 Prozent.
Was wird Bundesrätin Leuthard gezeigt, wenn sie sich ein Bild machen möchte, wie Schweden die Energiewende anpackt?
Sie bekommt eine ganze Palette an Erfahrungen und Beispielen gezeigt. Es ist ein Besuch in einem Stockholmer Stadtteil anberaumt, wo man in den letzten Jahren das so genannte Smartgrid eingesetzt hat. Das sind intelligente Stromnetze, die darauf hinauslaufen, dass man mit weniger Strom viel mehr erreichen kann. Man wird auch verschiedene Begegnungen mit Wirtschaftsvertretern von grossen Firmen einbauen. Und wird dann Bundesrätin Doris Leuthard eine ganze Reihe von Minister treffen, die eben alle, die das Dossiers auch behandeln, von den Infrastrukturministerin bis zur Umweltministerin. So kann sie sich direkt damit auseinander setzen.