Wenn es stimmt, dann wird es für den ehemaligen österreichischen Finanzminister Karl-Heinz Grasser eng. Sehr eng. Ein Gerichtsgutachten, das dem österreichischen Magazin «Format» vorliegt, erhärtet den Verdacht: KHG, wie er sich selbst nennt, soll bei der Privatisierung der Bundeswohnungen eine Millionenprovision eingestrichen haben.
Mehr privat, weniger Staat. Das war das Credo von Finanzminister Grasser. Und wenn es stimmt, was «Format» heute in Auszügen aus dem 343-seitigen Gutachten veröffentlicht, dann hat er sich beim Verkauf der 60'000 staatseigenen Wohnungen ganz privat bereichert.
Adressaten der Provisionen offenbar bestätigt
Die Bundeswohnungen waren in einer Auktion privatisiert worden. Das hat dann auch geklappt. Allerdings – und das ist verbrieft – wurden dabei Provisionen bezahlt. Rund zehn Millionen Euro, die bei zwei Spezis von Karl-Heinz-Grassen landeten.
Das Gerichtsgutachten analysiere alle Konten, Briefkastenfirmen, Wertpapierdepots, den Email-Verkehr und Telefonabhörprotokolle, heisst es in der Zeitschrift «Format». Das Gutachten widerlege die Behauptungen von Grasser und seiner zwei Copains, die auch unter Verdacht stehen.
Laut Gutachten flossen über ein kompliziertes Konstrukt mehr als neun Millionen Euro auf Konten, die dem ehemaligen Finanzminister und seinen Spezi zugerechnet werden. Der Anwalt Grassers wies am Donnerstag im Namen seines Mandanten jegliche Anschuldigungen zurück.
Drohende Anklage wegen Steuerhinterziehung
Karl-Heinz Grasser droht aber noch weiteres Ungemach. In nächster Zeit soll gegen ihn auch Anklage wegen Steuerhinterziehung erhoben werden. Insgesamt soll er rund fünf Millionen an Einkünften nicht versteuert haben.
Grasser behauptet in diesem Fall, sein Steuerberater habe dies organisiert und er ihm vertraut. Das Finanzamt meint jedoch, dass als Finanzminister sehr wohl gewusst habe, was sein Steuerberater tue. Grasser drohen im Falle einer Verurteilung bis zu zehn Jahre Haft und eine Zahlung von 20 Millionen Euro.
(brut;krua)