Da wähnten sich viele Zuhörer im falschen Film: Bei der Parlamentseröffnung in Simbabwes Hauptstadt Harare wiederholte Robert Mugabe exakt jene Rede, die er einen Monat zuvor bereits als Ansprache an die Nation gehalten hatte.
Steilpass für die Opposition
Es habe eine bedauerliche Verwechslung gegeben, räumte sein Sprecher nach der Veranstaltung ein. Passiert sei sie im Sekretariat des Präsidenten. SRF-Korrespondent Patrik Wülser ist nicht überrascht von dem Zwischenfall. «Es gibt schon seit drei Jahren Geheimdienstberichte, dass Mugabe schwer krank ist.»
Wiederholte Reisen nach Asien für medizinische Behandlungen nähren seit längerer Zeit Spekulationen über den Gesundheitszustand des Machthabers. «Angeblich leidet er an Prostatakrebs», sagt Wülser. Zudem schlafe er in Kabinettssitzungen regelmässig ein. Laut einem Minister, mit dem der Korrespondent vor einem Jahr sprechen konnte, erwache er nach einigen Stunden wieder und fälle Entscheide.
Weniger harmlos ist der jüngste Vorfall für die Opposition im südostafrikanischen Land. «Das zeigt klar, dass Mugabe nicht mehr die nötige mentale Fitness hat, um Staatschef zu sein», erklärte die Bewegung für demokratischen Wandel (MDC) des früheren Ministerpräsidenten Morgan Tsvangirai.
Staatschef seit 35 Jahren
Mugabe ist im ehemaligen Rhodesien seit 1980 an der Macht. Die nächste Präsidentschaftswahl findet 2017 statt. Weder Mugabe noch die Opposition haben bisher einen Kandidaten als möglichen Nachfolger bestimmt. Bei seinem Ableben werde er vermutlich ein politisches Vakuum hinterlassen, meint Wülser. «Es gibt sogar Gerüchte, dass er die eigene Frau zur Präsidentin ernennen wird.»
Wichtiger als die Nachfolge-Frage sei jedoch, «dass Mugabe einen völlig ruinierten Staat hinterlässt». Simbabwe sei ein fruchtbares Land gewesen; die «Kornkammer Afrikas». «Heute ist es ein gescheiterter, ein bankrotter Staat», sagt Wülser. Das werde die Bevölkerung – auch nach Mugabe – noch lange beschäftigen.