Zum Inhalt springen

International Skandal in New Jersey: Verkehrschaos als politische Rache?

Tagelang hatten Sperrungen rund um eine der meistbefahrenen Brücken der Welt den Verkehr nach New York blockiert. Nun zeigen E-Mails, dass enge Mitarbeiter von Gouverneur Christie die Staus beabsichtigten – als Rache.

Ein Skandal erschüttert New Jersey: Eine enge Beraterin von Gouverneur Chris Christie wandte sich vor dessen Wiederwahl Anfang November an den für die

George-Washington-Brücke zuständigen Leiter der Verkehrsbehörde: Es sei «Zeit für ein paar Verkehrsprobleme in Fort Lee», schrieb sie. Das E-Mail wurde von der «New York Times» veröffentlicht.

Christie wurde im November mit der Unterstützung mehrerer demokratischer Bürgermeister wiedergewählt. Einer, der sich in den Monaten vor der Wahl nicht für ihn einsetzte, war der demokratische Bürgermeister von Fort Lee, Mark Sokolich.

Massive Verkehrsprobleme

Anfang September wurden in seiner Stadt, die nur durch den Hudson River von Manhattan getrennt ist, plötzlich für mehrere Tage zwei von drei Zugangsstrassen zur George-Washington-Brücke in Richtung New York gesperrt. Die Folge waren massive Verkehrsprobleme in Fort Lee.

Der vier Tage andauernde Stau auf der Hauptverkehrsader in die Acht-Millionen-Metropole wurde schnell zum Politikum: Notarztwagen blieben im Verkehr stecken, auch Schulbusse kamen nicht durch. Christie und die Verkehrsbehörde Port Authority begründeten die Sperrungen damals mit der Durchführung einer Verkehrsstudie.

Dazu, dass zahlreiche Schüler von Fort Lee nicht in die Schulen kamen, soll Christies Beraterin laut der «New York Times» in einer späteren E-Mail geschrieben haben, dies seien «die Kinder von Buono-Wählern». Barbara Buono war Christies demokratische Gegenkandidatin bei der Gouverneurswahl.

Christie: «Nichts gewusst»

Nach Bekanntwerden des Schriftverkehrs dementierte der Gouverneur, von den Vorgängen gewusst zu haben. In einer Erklärung machte er sein Büro für den Vorgang verantwortlich.

«Was ich heute erstmals erfahren habe, ist nicht annehmbar. Ich bin empört und zutiefst getroffen von der Nachricht, dass eine Mitarbeiterin mich hinters Licht geführt hat. Ich war über ihr völlig unakzeptables und eigenwilliges Handeln nicht informiert», hiess es in der offiziellen Verlautbarung.

Präsidentschaftschancen schwinden

Der zuständige Leiter der Verkehrsbehörde war nach ersten Vorwürfen wegen der Sperrung von seinem Posten abgetreten. Er sollte sich laut «Washington Post» vor einer Ermittlungskommission zu den Vorgängen äussern.

Dem Republikaner Christie dürfte der «Racheakt» seiner Mitarbeiter im Wahlkampf 2013 nachhaltig schaden, mutmassten US-Medien. Es sei schwer vorstellbar, was Christies Anhänger Schlimmeres hätten tun können, um dessen präsidiale Hoffnungen zu verletzen, kommentierte die Tageszeitung «USA Today» online. Christie galt bisher als einer der aussichtsreichsten konservativen Kandidaten für die US-Präsidentenwahl 2016.

Arthur Honegger, SRF-Korrespondent in Washington denkt, dass sich Christie fürs erste aus der Affäre ziehen konnte. Christie habe heute in einer Pressekonferenz die Verantwortung übernommen. Zudem habe er Mitarbeiter gefeuert und sich von den Aktionen dieser Mitarbeiter distanziert.

Entscheidend sei nun, was in dieser Affäre noch ans Licht komme. Tauche beispielsweise noch ein Dokument auf, dass beweist, dass Christie informiert oder gar involviert war, wäre dies wohl das Ende seiner politischen Karriere. «Gelingt es ihm aber entschlossen durchzugreifen, dann ist es gut denkbar, dass Christie gestärkt aus dem Ganzen hervorgeht.»

Meistgelesene Artikel