Nach dem schweren Zugunglück in Spanien mit 79 Toten hat der Lokführer vor einem Ermittlungsrichter offenbar eingeräumt, viel zu schnell gefahren zu sein. Dies melden spanische Medien. Einem Bericht der Zeitung «El Mundo» zufolge soll der Mann kurz nach dem Unglück gesagt haben: «Ich habe es vermasselt, ich möchte sterben.»
Dennoch wurde der Mann am Sonntagabend nach rund zweistündiger Vernehmung unter Auflagen aus der Untersuchungshaft entlassen. Er soll sich wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht verantworten. Zu der Vernehmung am Unglücksort in Santiago de Compostela war er in Handschellen geführt worden.
Lokführer darf nicht fahren
Die Einleitung des Ermittlungsverfahrens wegen fahrlässiger Tötung hatte Innenminister Jorge Fernández Díaz bereits am Samstag angekündigt. Nach bisherigen Erkenntnissen hatte der Lokführer am Mittwochabend wenige Kilometer vor der Einfahrt in den Bahnhof des Pilgerortes Santiago im Nordwesten Spaniens den Zug in einer Tempo-80-Zone mit 190 Kilometern pro Stunde ins Unglück gefahren.
Richter Luis Alaez habe nun entschieden, dass der Lokführer sich einmal in der Woche beim Gericht melden müsse. Zudem sei dem Beschuldigten der Reisepass abgenommen worden, berichten Medien. Auch dürfe er bis auf weiteres keine Züge mehr fahren.
Der Lokführer war bereits Donnerstag im Spital festgenommen worden. Am Freitag verweigerte er noch die Aussage. Auch das Angebot psychologischer Betreuung soll er zurückgewiesen haben.
Noch 70 Verletzte im Spital
Amtlichen Angaben zufolge werden noch 70 Menschen in Spitälern von Santiago behandelt. 21 von ihnen befänden sich in kritischem Zustand, hiess es. Die Behörden befürchten deshalb, dass in den nächsten Tagen weitere Verletzte sterben könnten.
Die offizielle Trauerfeier für die Toten soll heute Montag in der Kathedrale von Santiago de Compostela stattfinden. Erste Todesopfer sind bereits am Samstag beigesetzt worden.
Zugkatastrophe in Spanien
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Bild 1 von 14. Der Blick von oben: Einige der Waggons konnten bereits geborgen werden. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 14. Der Lokführer hat eingeräumt, zu schnell gefahren zu sein. Im Zug sassen zwei Lokführer, beide blieben nahezu unverletzt. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 14. Angehörige trösten sich gegenseitig nach der schrecklichen Nachricht. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 14. Die Polizei sichert das Gepäck der Passagiere: Dies soll später die Identifikation der Opfer erleichtern. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 14. Die Bergung läuft auf Hochtouren: Einige der Waggons wurden regelrecht zerfetzt. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 14. Premierminister Mariano Rajoy (mit blauem Hemd) ist erschüttert. Er besuchte am Morgen den Unglücksort. Der selbst aus Santiago de Compostela stammende konservative Politiker rief zu einer dreitägigen Staatstrauer auf. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 14. Manche Waggons sind als solche nicht mehr zu erkennen. Die Bergung der Verletzten gestaltete sich als schwierig. Bildquelle: Keystone.
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Bild 8 von 14. Eine unwirkliche Szenerie: Unzählige Rettungskräfte arbeiteten die Nacht durch. Bildquelle: Keystone.
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Bild 9 von 14. Die Lage blieb bis in die Morgenstunden unübersichtlich. Immer wieder wurden weitere Verletzte und Tote aus den Trümmern geborgen. Bildquelle: Reuters.
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Bild 10 von 14. Mindestens 140 Personen wurden verletzt. Insgesamt befanden sich über 220 Passagiere an Bord des Schnellzuges. Bildquelle: Reuters.
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Bild 11 von 14. Die Waggons des Zuges wurden bei dem Unglück auseinandergerissen und sprangen aus den Schienen. Einige Wagen prallten neben den Gleisen gegen eine Betonwand und stürzten um, andere Waggons verkeilten sich ineinander. Bildquelle: Reuters.
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Bild 12 von 14. Zeugen meldeten, kurz vor der Entgleisung eine Explosion gehört zu haben. Bildquelle: keystone.
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Bild 13 von 14. Überlebende und Rettungskräfte kümmern sich um verletzte Passagiere. Viele stehen unter Schock. Bildquelle: Reuters.
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Bild 14 von 14. Der Unfall ereignet sich um 20.42 Uhr am Mittwochabend. Erste Bilder von der Unglücksstelle wurden über Twitter verbreitet. Die Lok geriet nach der Entgleisung in Brand. Bildquelle: twitter/@newsbreaker .