Bereits am Montagabend, einen Tag vor Beginn des Staatsbesuchs bei Queen Elizabeth II., ist Irlands Präsident Michael D. Higgins in London eingetroffen. Erstmals überhaupt wird damit ein irisches Staatsoberhaupt offiziell im Vereinigten Königreich von der Queen empfangen.
Seit 1922 ein eigenständiger Staat
Die letzten 850 Jahre des Verhältnisses zwischen England und Irland waren nicht gerade von Herzlichkeit und Innigkeit geprägt – man kann Irland durchaus als erste Kolonie Englands bezeichnen. Erst seit 1922, nach dem blutigen Unabhängigkeitskrieg von 1919 bis 1921, ist Irland ein eigener Staat.
Bei Grossbritannien verblieben damals die sechs Grafschaften der Provinz Ulster im Norden Irlands. 1969 brach der blutige Nordirland-Konflikt aus und erst mit dem Karfreitagsabkommen 1998 liess Irland die Forderung nach einer Wiedervereinigung mit dem Norden fallen.
«Wie eine eiternde Wunde»
Zwar sind sowohl Irland wie auch das Vereinigte Königreich seit 1973 Mitglied der Europäischen Union – doch ihre Beziehung hat sich erst in den letzten 16 Jahren langsam normalisiert. «Wie eine eiternde Wunde» habe das Missbehagen zwischen London und Dublin seit dem Unabhängigkeitskrieg das Verhältnis belastet, sagt SRF-Korrespondent Martin Alioth. Vor drei Jahren schliesslich besuchte Queen Elizabeth II. Irland. «Das war ein Riesenerfolg», so Alioth.
Dieser Tage werde in Dublin sehr erfreut zur Kenntnis genommen, wie freundlich der Präsident in London empfangen werde. Eines der wichtigsten Elemente des Besuchs sei die Anerkennung und damit Aufwertung der irischen Diaspora im Vereinigten Königreich, so der Korrespondent weiter. In England leben mehrere Millionen Menschen mit irischen Wurzeln, die sich während Jahrzehnten als gering geschätzte Minderheit hätten verstehen müssen. «Das wird nun durch diesen Staatsbesuch beendet», so Alioth.
Gutes Verhältnis war nicht die Regel
Der Besuch zeige die Normalität, die im Verhältnis zwischen London und Dublin eingekehrt sei: «Das war nicht die Regel in den vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten», betont der Korrespondent. Der Staatsbesuch bedeute einen Schlusspunkt für einen lange dauernden Annäherungsprozess. «Man behandelt sich nun als Freunde und gute Nachbarn – und das war ja auch an der Zeit».