Im ersten Halbjahr 2013 haben sich in Deutschland so viele mutmassliche Steuersünder selbst angezeigt wie nie zuvor. Nach einer Umfrage der deutschen Presseagentur (DPA) gingen bei den Finanzbehörden bis Ende Juni mehr als 9093 Anzeigen ein. Das sind fast genauso viele wie im gesamten Vorjahr.
Bei einer Selbstanzeige besteht die Möglichkeit, straffrei auszugehen. Allerdings müssen Steuersünder dafür komplett reinen Tisch machen.
Gescheitertes Steuerabkommen befeuerte Boom
Für SRF-Korrespondent Casper Selg in Deutschland ist es eine Kombination von Faktoren, die zu dieser Häufung von Selbstanzeigen geführt hat. Zum Beispiel: «Das Steuerabkommen mit der Schweiz ist nicht zustande gekommen. Dieses hätte den Steuersündern Straffreiheit gebracht gegen erhebliche Nachzahlungen.»
Dazu komme gemäss Selg die Drohung der Bundesländer weitere Steuer-CDs mit den Daten von mutmasslichen Betrügern aus dem Ausland suchen und kaufen zu wollen.
Hoeness entschied sich nach «Nein» zum Abkommen
Allein im Bundesland Bayern offenbarten sich zwischen Januar und Juni insgesamt 1179 mutmassliche Betrüger, die ihre Steuern nicht ordentlich gezahlt hatten. Prominentester Fall ist der Präsident des FC Bayern München, Uli Hoeness.
Der Ex-Fussballer hatte sich im Januar angezeigt, um Vermögen von einem Schweizer Konto nachzuversteuern. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft laufen noch. Der Fall Hoeness dürfte nach Ansicht vieler Experten dazu beigetragen haben, dass die Zahl der Selbstanzeigen deutlich in die Höhe ging. «Hoeness selbst gab bekannt, dass er sich nach dem Scheitern des Abkommens mit der Schweiz zur Selbstanzeige entschied», sagt SRF-Korrespondent Selg.
Nach der DPA-Umfrage bei den Finanzministerien aller 16 Bundesländer bezichtigten sich von Januar bis Ende Juni 9093 mutmassliche Betrüger bei den Behörden selbst. 2012 gab es nach einer inoffiziellen Statistik bundesweit insgesamt 11'824 solche Anzeigen.