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International Stimmung gekippt: Keine Olympischen Spiele in Oslo

Keine Winterspiele in Oslo im Jahr 2022: Die norwegische Hauptstadt verfolge ihre Bewerbung für die olympischen Wettkämpfe in acht Jahren nicht weiter, gab die Regierung bekannt. Nicht nur die hohen Kosten gaben den Ausschlag.

Die konservative Partei von Ministerpräsidentin Erna Solberg hat entschieden: Oslo wird sich nicht weiter um die Austragung der Olympischen Winterspiele 2022 bemühen. Der Antrag auf eine Staatsgarantie in Milliardenhöhe wurde zurückgezogen. Es wäre die «falsche Veranstaltung am richtigen Ort» gewesen, sagte Solberg.

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Das Projekt war in der Bevölkerung von Anfang an auf wenig Gegenliebe gestossen. Bei einer Abstimmung im letzten Jahr hatte sie sich nur ganz knapp für die Bewerbung um die Austragung entschieden. Vielen waren die hohen Kosten ein Dorn im Auge.

Zu viele Sonderwünsche

«Gleichzeitig hat das Projekt die Spannungen zwischen Stadt und Land verstärkt», erklärt Nordeuropakorrespondent Bruno Kaufmann. Ausserhalb von Oslo hiess es, hier werde wieder einmal nur die Hauptstadt gefördert. «Eine Kandidatur aus Nordnorwegen, wie jene von Tromsö vor ein paar Jahren, wurde nicht weiterverfolgt.»

Auch ein 7000 Seiten dickes Dokument des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) habe dazu beigetragen, dass die Stimmung gekippt sei. «In diesem Dokument beschreibt das IOC im Detail, welche Bedingungen erfüllt werden müssen, um diese Spiele durchführen zu können», sagt Kaufmann. Dazu gehörten zum Beispiel eigene Spuren auf den Autobahnen für das IOC, Aperitifs mit dem König und die Ausstattung der Minibars. «Den Norwegern waren das zu viele Spezialwünsche», so Kaufmann weiter.

Verständnis für Rückzieher

Gian-Franco Kasper, Schweizer IOC-Mitglied, bedauert den Entscheid Norwegens, auch wenn er nicht ganz überraschend kam, wie er gegenüber SRF sagt. «Zurückgezogen ist die Kandidatur zwar offiziell noch nicht. Aber sie ist tot.»

Dabei habe das IOC erst gerade vor zwei Wochen beschlossen, den Organisatoren der Winterspiele 2022 zusätzlich 880 Millionen Dollar zur Unterstützung zu übergeben. «Das sind natürlich Summen, die zumindest jene Argumente aufheben, die sagen, man könne es sich finanziell nicht leisten», gibt Kasper zu bedenken.

Sotschi-Schock sitzt tief

Für das Nein in Norwegen – wie auch für jenes der ursprünglichen Bewerberstätten Graubünden, München und Stockholm – hat Kasper eine Erklärung. Die vergangenen Olympischen Spiele in Sotschi sollen 50 Milliarden Dollar gekostet haben. «Das ist ein Gigantismus, der nicht mehr akzeptabel ist», kritisiert auch er. Es seien zwar mehrheitlich Infrastrukturkosten gewesen. «Doch dieser Schock sitzt tief im Volk.»

Nach der Absage Oslos bleiben nur noch Chinas Hauptstadt Peking und Almaty in Kasachstan als Anwärter auf die Ausrichtung der Winterspiele 2022 übrig. Die Entscheidung fällt die IOC-Vollversammlung am 31. Juli 2015 in Kuala Lumpur.

Swiss Olympic erwartet Massnahmen vom IOC

Jörg Schild, Präsident von Swiss Olympic, wollte im Gespräch mit SRF die Qualität der verbleibenden Kandidaturen nicht bewerten. Im Prinzip sei nun aber das eingetreten, was man seit einiger Zeit befürchtet habe.

«Wenn jetzt das IOC nicht über die Bücher geht, dann verstehe ich die Welt nicht mehr», unterstrich Schild. Denn sonst gebe es in Zukunft nur noch Olympische Winterspiele in Ländern, denen das Wort «demokratische Abstimmung» fremd sei und die entsprechend nicht jeden Rappen vom Volk bewilligen lassen müssten.

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