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International Streit um die Kohlemine der Navajo

Viele Navajo-Indianer leben ohne Strom und fliessendes Wasser. Dies, obwohl unter ihrem Boden reichlich Bodenschätze liegen. Doch die Navajo-Regierung wurde jahrzehntelang um die Einnahmen betrogen. Nun versucht sie, das Heft selber in die Hand zu nehmen. Und riskiert dabei, viel Geld zu verlieren.

Eine Staubwolke steigt aus dem flachen, trockenen Land in der nordwestlichen Ecke New Mexikos. Hier befindet sich die Kohlemine des Navajo-Indianerstammes. Zwei Schürfkübelbagger bewegen sich langsam hin und her. Die Mine gehört seit zwei Jahren der Navajo Transitional Energy Company NTEC. Diese wiederum gehört den Navajo.

Sprecher Erny Zah sagt: «Wir haben die Mine gekauft, um unsere Ressourcen selber zu kontrollieren und um Arbeitsplätze zu retten.» Der australische Rohstoffkonzern BHP Billiton wollte die Mine schliessen. Das hätte auch das Aus bedeutet für das Kohlekraftwerk nebenan, das Four Corners Power Station. Rund 800 Arbeitsplätze wären verloren gegangen.

Wir haben die Mine gekauft, um unsere Ressourcen selber zu kontrollieren und um Arbeitsplätze zu retten.
Autor: Erny Zah Sprecher der Navajo Transitional Energy Company

Das ist viel, zu viel für das Indianerreservat, auf dem die Arbeitslosigkeit gegen fünfzig Prozent strebt, befand die Regierung.

Fragwürdige Befreiung von jeglicher Haftung

Manche Navajo vor Ort sehen das anders. Der regionale Präsident Chili Yazzie aus Shiprock wehrte sich vehement gegen den Kauf der Mine. «Man muss die Arbeitsplätze gegen die Nachteile aufwägen, die die Kohlekraft uns bringt: Krankheiten und Umweltzerstörung.»

Atembeschwerden und Herzinfarkte sind in dieser Ecke der USA häufiger als anderswo. Yazzie zieht auch den Deal als solchen in Zweifel: Im Rahmen des Verkaufs der Kohlemine wurde der Konzern BHP Billiton von allen vergangenen und zukünftigen Haftbarkeiten befreit. «Das ist haarsträubend», sagt Yazzie.

Auch Victoria Gutierrez kämpft für die Organisation Diné Citizens Against Ruining the Environment (Diné CARE) gegen die Kohlekraft. Ihren Sohn musste sie immer wieder ins Spital bringen, mitten in der Nacht, wegen dem Asthma. Es waren auch andere betroffen, stellte sie fest: «Es lagen dort ganz viele kranke Indianerbabys.»

Die Mine werde niemals rentieren, sagt sie, die Kohle dort sei minderwertig, deshalb habe der Rohstoffkonzern die Mine schliessen wollen. Manchmal habe sie das Gefühl, die Navajo-Regierung arbeite für die Konzerne, nicht für die Menschen hier, sagt sie. «Wir werden am Schluss alles bezahlen müssen.»

Zukunft des Kraftwerks ungewiss

Bereits mehrmals musste NTEC die Navajo-Regierung um Geld bitten, um die Betriebskosten der Mine zu decken, insgesamt um 7 Millionen Dollar. Sprecher Erny Zah sagt, das sei so vorgesehen gewesen. Sie kauften die Mine mit einem Kredit von 85 Millionen Dollar, den ihr die bisherige Besitzerin BHP Billiton gewährte. Für die ersten Jahre würden die Gewinne aus dem Kohleabbau eingesetzt, um den Kredit zurück zu bezahlen.

Doch das ist nicht die einzige Unsicherheit. Neue Regeln aus Washington sollen den CO2-Ausstoss von Kraftwerken deutlich sinken lassen. Das würde bedeuten, dass die Besitzerin des Kohlekraftwerkes Four Corners Geld investieren müsste, um den Betrieb aufrecht zu erhalten. Es ist nicht sicher, dass sie das tun wird.

Sie muss zudem laut einem neuen Vergleich mit der US-Umweltschutzbehörde EPA 168 Millionen Dollar investieren, um den Schadstoffausstoss des alten Werkes zu senken. Wenn das Stromwerk schliessen würde, so würde auch der einzige Kunde der Mine verschwinden.

Hoffen auf China

Die Navajo-Indianer

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Die Navajo sind mit 300‘000 Mitgliedern der zweitgrösste Indianerstamm der USA. Etwa 170‘000 von ihnen leben in dem Reservat, das etwa anderthalb Mal so gross ist wie die Schweiz und abgelegen im Südwesten der USA liegt, zwischen Arizona, New Mexiko, Utah und Colorado. Rund die Hälfte der Navajo sprechen noch ihre traditionelle Sprache.

Die Navajo-Regierung in Window Rock Arizona ist sich dessen bewusst. Deshalb verhandle man nun mit China, sagt Albert Damon, bis vor kurzem Wirtschaftsminister der Navajo. Die Chinesen hätten angeklopft und nach Investitionsmöglichkeiten gesucht. Sie seien sehr interessiert gewesen an der Kohle auf dem Reservat. Sie hätten auch nicht mit der Wimper gezuckt, als es um die Kosten einer Bahnlinie ging.

«Ich hoffe, dass die Chinesen zurückkommen und diese Bahnlinie bauen», sagt Damon. Doch die Chinesen interessierten sich nicht für die Kohle aus der Mine der Navajos, sondern für jene aus einer Mine der britischen Firma Peabody in der Nähe von Kayenta.

Ein Besuch auf dem Markt in Shiprock lässt vermuten, weshalb. Menschen haben hier alte Kleider, Schmuck und Hausrat auf kleinen Tischen ausgebreitet. Eine Familie verkauft frittiertes Brot mit Ziegenfleisch, die Leibspeise der Navajo. Ein Mann hat seine Ware auf der Ladefläche seines Pickup Trucks ausgebreitet: Schwarze Gesteinsbrocken. Er verkauft Kohle fürs Heizen. Er hat sie aus Kayenta, eine zweistündige Autofahrt von hier entfernt. Auf die Frage, weshalb er sie nicht aus der nahegelegenen Navajo-Mine holte, sagt er: «Die Kohle dort ist grau, sie enthält viel Gestein und brennt schlecht. Die Leute kaufen sie deswegen nicht.»

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