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International Sturm auf Mossul: Militär-Allianz meldet Erfolge gegen IS

Der Angriff auf Mossul ist in vollem Gang. Karakusch, eine der grössten christlichen Städte im Irak, konnte die irakische Armee ohne Gegenwehr einnehmen. Experten und Hilfsorganisationen warnen allerdings vor der Taktik der Terrormiliz «Islamischer Staat».

Das Wichtigste in Kürze:

  • Irakischer Angriff auf Mossul läuft nach Plan
  • 20 Dörfer wurden bereits erobert
  • 8000 IS-Kämpfer verschanzen sich in Mossul
  • Experten rechnen mit mehreren Wochen Kampf
  • Rund eine Million Menschen könnten die Flucht ergreifen

Am zweiten Tag der Grossoffensive auf die IS-Hochburg Mossul melden irakische Sicherheitskräfte weitere Geländegewinne gegen die Extremisten. Rund 20 Dörfer seien eingenommen worden.

So rückte die Armee nach eigenen Angaben kampflos in die früher fast ausschliesslich von Christen bewohnte Stadt Karakusch südöstlich von Mossul ein. Die Anhänger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) seien zuvor aus dem Ort geflohen, erklärte ein Militärsprecher.In anderen Gebieten mussten die Sicherheitskräfte hingegen mehrere Gegenangriffe abwehren.

In Mossul leben etwa 1,5 Millionen Menschen, bis zu 8000 IS-Kämpfer halten sich noch in der Stadt auf. Es gebe Gerüchte, wonach sich diese vermehrt in jene Gebiete verschieben würden, in denen vorwiegend Zivilisten lebten, sagt SRF-Korrespondent Pascal Weber. Er befindet sich aktuell in Khazer, 15 Kilometer von Mossul entfernt. «Es besteht die Gefahr, dass der IS Menschen als Schutzschilder missbrauchen wird.»

«Langwierige Mission»

Die Soldaten rücken von Süden und Südosten vor, die Peschmerga-Kämpfer von Osten aus. Unterstützt werden sie von einer US-geführten Militärkoalition, zu der auch Frankreich, Grossbritannien, Kanada und die Türkei gehören. Sollte Mossul vom IS befreit werden, wäre die Terrormiliz im Irak militärisch weitgehend besiegt.

Der Sprecher der US-Streitkräfte, John Dorrian, erklärte über Twitter, Armee und Peschmerga hätten ihre Ziele bisher im oder vor dem Zeitplan erreicht.

Zugleich sagte der Sprecher, dass es sich beim Einsatz um eine «schwierige» und langwierige Mission handle, die einige Zeit dauern werde. Schon kurz nach Beginn der Grossoffensive auf die Hochburg der Terrormiliz des IS hatte ein US-General erklärt, die Rückeroberung von Mossul werde Wochen oder «womöglich länger» dauern.

Kein kurzer Kampf

Dieser Meinung ist auch Mauro Mantovani. Der Dozent für Strategische Studien an der ETH Zürich glaubt, dass der «Islamische Staat» alles daran setzen wird, Mossul zu halten: «Ich rechne mit einer zähen, langwierigen Verteidigung.»

Der IS habe den Vorteil, dass er sich in den vergangenen zwei Jahren auf den Angriff vorbereiten konnte. «Er dürfte das getan haben – mithilfe von Sprengfallen und Tunnelsystemen», so Mantovani. «Ausserdem haben sie offenbar gewisse Strassen- und Geländeabschnitte vermint. Das könnte blutig werden», befürchtet der ETH-Dozent.

Fluchtwelle erwartet

Noch finden die Kämpfe im Vorland von Mossul statt. Der bevorstehende Strassen- und Häuserkampf dürfte nicht nur eine militärische, sondern auch eine humanitäre Herausforderung werden. Die Vereinten Nationen warnen, dass es einen Exodus von bis zu einer Million Menschen geben könnte.

Das Internationale Rote Kreuz appelliert an die beteiligten Kriegsparteien, die Zivilbevölkerung und medizinische Einrichtungen zu verschonen. Hilfsorganisationen befürchten, dass der IS chemische Waffen gegen die Bevölkerung einsetzen könnte, und verteilen deshalb Gasmasken.

Internationales Treffen

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Frankreich und der Irak organisieren am Donnerstag in Paris ein internationales Treffen zur Zukunft der nordirakischen Stadt Mossul. Der französische Aussenminister Jean-Marc Ayrault erklärte, zu der Konferenz seien die Aussenminister von rund 20 Ländern geladen.

Der Schutz der Zivilbevölkerung sei eines der grossen Probleme für die irakische Armee, glaubt Mantovani: Es sei eine grosse Herausforderung, zwischen IS-Kämpfern und Zivilisten unterscheiden zu können. Der IS wiederum würde wohl kaum auf den Appell des IKRK reagieren: «Es ist möglich, dass der IS Zivilisten als menschliche Schutzschilde missbraucht.» Auch das Kinderhilfswerk Unicef warnt, dass rund 500'000 Kinder vertrieben werden und dabei ins Kreuzfeuer geraten könnten.

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