Nach fast drei Wochen schwerer Gewalt im Südsudan führen die Konfliktparteien in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba Friedensgespräche.
Am Freitag trafen sich die Delegationen des Präsidenten Salva Kiir und des Rebellenführers Riek Machar zunächst getrennt mit Vertretern der ostafrikanischen Regionalorganisation IGAD, die als Vermittlerin agiert. «Die direkten Verhandlungen werden am Samstag oder Sonntag beginnen», sagte der Sprecher der Rebellendelegation.
Kämpfe dauern an
Auf die Kämpfe hatten die indirekten Friedensverhandlungen bisher keinen Einfluss. In der Umgebung der Provinzhauptstadt Bor gingen die Kämpfe mit Panzern und Artillerie nach einem ruhigen Tag wieder los, sagt NZZ-Korrespondent Markus Häfliger in der Sendung «HeuteMorgen» von SRF.
Im Erdöl-Gebiet um Bentiu, im Norden des Landes, habe die Regierungsarmee mittlerweile zwei Divisionen aufmarschieren lassen, so Häfliger. «Da wird eigentlich eine Schlacht erwartet.»
Ziel der Verhandlungen in Addis Abeba sei nun erst einmal ein Waffenstillstand und wie dieser überwacht werden soll. «Es besteht die Hoffnung, dass es in den nächsten zwei Tagen vielleicht eine Waffenruhe gibt. Doch dann müssen sich Präsident Salva Kiir und der Rebellenführer Riek Machar auch politisch einigen. Und dies steht in weiter Ferne.»
Verheerende humanitäre Situation
Die Welthungerhilfe teilte unterdessen mit, dass mehr als 600'000 Menschen direkt oder indirekt von den Kampfhandlungen betroffen seien. Die internationalen Hilfsmassnahmen würden der humanitären Katastrophe nicht gerecht.
In der Hauptstadt Juba befinden sich zwei grosse Vertriebenenlager der UNO. Es mangele an Wasser und medizinischer Versorgung, berichtet NZZ-Korrespondent Häfliger aus dem Südsudan. Dort komme die Hilfe aber noch eher zu den Bedürftigen. Wesentlich schwieriger sei die Situation in ungefähr zehn weiteren UNO-Stützpunkten, die über das ganze Land verteilt sind.
Zudem dürfe man nicht vergessen, dass nur etwa 60'000 Vertriebene in solchen UNO-Stützpunkten untergebracht seien. Insgesamt rede man von 200'000 Vertriebenen. «Der grössere Teil ist ins Ausland, in den Sudan, geflüchtet. «Zehntausende haben sich aber in die Büsche geschlagen, leben in Sümpfen, unter Bäumen. Dort ist die Lage wirklich dramatisch.»
Die schweren Kämpfe im Südsudan toben seit Mitte Dezember. Diese haben auch ethnische Hintergründe. Zuvor war es zu einem Machtkampf zwischen Kiir und seinem im Juli aus dem Amt entlassenen Stellvertreter Machar gekommen.