Was kann Assad tun, um eine US-Attacke noch zu vermeiden? Diese Journalistenfrage bringt plötzlich völlig neue Optionen in der Syrien-Krise. Nach Tagen der harten Konfrontation zwischen Russland und den USA scheint plötzliche eine Lösung in Sicht zu sein. Wie ernst es den einzelnen Playern wirklich ist, bleibt aber abzuwarten
Powerplay in den USA
Während in den USA die ganze Propagandamaschine für einen Militärschlag gegen Syrien läuft, sorgt eine Aussage von US-Aussenminister John Kerry für eine plötzliche Wendung. Wenn Syrien innert Wochenfrist sämtliche Chemiewaffen an die internationale Staatengemeinschaft übergibt, wäre ein Militärschlag noch abzuwenden, sagte er bei einem Treffen mit Amtskollegen William Hague in London.
Dementi oder diplomatische Kunst?
Zwar wurde die Aussage vom Weissen Haus umgehend relativiert. Die Erklärung des US-Aussenministers sei quasi ein rhetorischer Fehltritt, ruderte Washington umgehend zurück.
Dennoch: Russland nahm den Steilpass sofort auf. «Wir fordern die syrische Führung auf, die Chemiewaffen nicht nur unter internationale Kontrolle zu stellen, sondern auch später zu vernichten», sagte Aussenminister Lawrow. Ausserdem solle sich Syrien der Organisation über das Verbot dieser Waffen anschliessen.
Obama sieht Chance
Und noch etwas: US-Präsident äusserte sich nach der Relativierung des Weissen Hauses zu dem Vorschlag. Er sprach von einem möglichen Durchbruch. Er sehe eine Chance für einen Erfolg dieses Vorstosses, wenn er denn «echt» sei, sagte Obama am Montag in einem Interview mit mehreren TV-Sendern. «Wir werden das ernst nehmen», ergänzte er. Er wolle das Gespräch mit den Russen suchen.
Das rief umgehend den US-Senat auf den Plan. Der sollte eigentlich über eine Resolution abstimmen, die einen Angriff auf Syrien umfasst. Der demokratische Mehrheitsführer Harry Reid zog sogleich die Notbremse. Er verschob die Probeabstimmung. Damit wolle er dem Präsidenten Zeit geben, das Volk über die Vorgänge zu informieren. Ein amerikanischer Angriff ist vorerst abgewendet.