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Ein zerschossenes Wandbild des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad.
Legende: Syriens Präsident Assads Macht bröckelt, doch auch die Rebellen können militärisch kaum gewinnen. Reuters

International Syrien-Konflikt: Wer gegen wen?

Hinter verschlossenen Türen verhandeln in diesen Tagen die Konfliktparteien unter Anleitung der UNO in Genf. Noch immer hält sich Präsident Baschar al-Assad an der Spitze des syrischen Regimes, die Regimegegner sind untereinander verfeindet. Hier ein Überblick über die wichtigsten Akteure.

Syriens Regierung, angeführt von Baschar al-Assad

Ein Porträtbild von Syriens Präsident Baschar al-Assad
Legende: Syriens Präsident Baschar al-Assad. Reuters

Präsident Baschar al-Assad kam im Jahr 2000 als Nachfolger seines Vaters Hafiz an die Macht. Im sogenannten «Damaszener Frühling» proklamierte Assad Redefreiheit, Internetzugang und nährte so bei jungen Syrern und Intellektuellen die Hoffnung auf Demokratie.

Schon bald jedoch zog der junge Präsident die Zügel an, liess Oppositionelle inhaftieren und beschränkte die neuen Freiheiten. Als 2011 der arabische Frühling hereinbrach, liess Assad politischen Protest skrupellos unterdrücken. Seinen Sicherheitskräften und seiner Armee werden schwerste Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen.

Seit Jahresbeginn hat Assad in einem halben Dutzend Interviews mit ausländischen Zeitungen und Fernsehsendern betont, dass er die einzige Alternative zur Herrschaft der Dschihadisten sei.

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Schutzmacht Russland

Russland gebärdet sich als Schutzmacht von Assads Regime und liefert Waffen nach Syrien. Im Uno-Sicherheitsrat hat das Land sämtliche Vorstösse gegen Syriens Regime abgeblockt.

Iran kämpft indirekt mit

Iran bietet dem Regime militärische Unterstützung und hat Offiziere der Al-Quds-Elitetruppe nach Syrien entsandt. Diese trainieren Assads Truppen und sollen auch aktiv an den Kämpfen teilnehmen. Auch steht Iran hinter der schiitischen Hisbollah-Miliz, die vom Libanon aus in den Syrien-Konflikt eingreift, um Assads Regime zu stützen.

Jabhat al-Nusra gewinnt an Bedeutung

Die Dschihadistengruppe Jabhat al-Nusra ist der syrische Ableger des sunnitischen Terrornetzwerks Al-Kaida. Sie hat taktische Bündnisse mit anderen islamistischen Gruppen geschlossen und gemässigtere Gruppierungen verdrängt. Unter den Rebellengruppen hat sie die Vorherrschaft übernommen. Im Hintergrund sollen laut Beobachtern Saudi-Arabien, Katar und die Türkei eine bessere Kooperation unter den Regimegegnern bewirkt haben.

Abu Bakr al-Baghdadi, der mutmassliche Anführer der Terrororganisation Islamischer Staat, spricht von einer Kanzel herab.
Legende: Abu Bakr al-Baghdadi, Anführer der Terrororganisation IS. Reuters

«Islamischer Staat» IS im Visier

Obwohl der IS und Jabhat al-Nusra die Dschihad-Ideologie teilen, bekämpfen sich die beiden Gruppierungen. Jabhat al-Nusra gilt als die «syrische» Dschihadistengruppe, während IS ein länderübergreifendes Scharia-«Kalifat» proklamiert und viele Dschihadtouristen aus dem Ausland rekrutiert.

IS kontrolliert einen Drittel des Landes im Norden und Osten Syriens und hat in der Provinzhauptstadt ar-Raqqa und im dünner besiedelten, sunnitischen Stammesgebiet an der Grenze zu Irak ein Terrorregime aufgezogen. Die radikal-islamische Gruppierung entstammt dem irakischen Widerstand und ist dort seit 2003 aktiv. Seit August 2014 wird der IS von einer internationalen Koalition um die USA in Syrien und Irak mit Luftangriffen bekämpft.

Freie Syrische Armee bedeutungslos

Die sogenannte Freie Syrische Armee (FSA), sollte nicht nur das Assad-Regime bekämpfen, sondern auch ein gemässigtes Gegengewicht zu den radikalen islamistischen Rebellengruppen in Syrien bilden. Mit diesem Ziel wurde die FSA von westlichen Staaten unterstützt, etwa den USA. Der von bürgerlichen Oppositionellen und desertierten Armee-Offizieren gegründete Rebellenverbund ist heute isoliert und weitgehend ohne Bedeutung.

Vereinigte Staaten mit unklarer Strategie

Die USA lehnen eine militärische Intervention gegen das Assad-Regime ab. US-Präsident Barack Obama drohte zwar im Jahr 2012 für den Fall des Einsatzes von Chemiewaffen durch das Regime in Syrien mit einem Eingreifen, nahm dann aber doch davon Abstand.

Die USA unterstützen moderatere Rebellen, unklar ist, in welchem Ausmass. Inzwischen argumentiert US-Aussenminister John Kerry, dass der Druck auf den syrischen Präsidenten erhöht werden müsse, um ihn zu Gesprächen über einen politischen Übergang zu zwingen.

Saudi-Arabien fürchtet sich vor schiitischer Übermacht

Die Ölmonarchie am Golf erhofft sich den Zusammenbruch des syrischen Regimes. Damit möchte Saudi-Arabien als sunnitische Regionalmacht auch den Einfluss seines Rivalen Iran im sogenannten «schiitischen Halbmond» vom Irak bis Libanon schwächen. Zusammen mit anderen Golfstaaten wie Katar unterstützt Saudi-Arabien deshalb sunnitische Rebellengruppen in Syrien.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan im Porträt vor der türkischen Flagge im Hintergrund.
Legende: Für den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan steht in Syrien viel auf dem Spiel. Reuters

Türkei will Assad weg haben

Die Türkei will ebenfalls den Sturz Assads. Sie hat eine lange gemeinsame Grenze mit Nordsyrien, einem Gebiet, wo die Rebellion gegen die syrischen Machthaber besonders stark ist. Die Türkei steht in Verdacht, an der Nordfront Rebellengruppen im Kampf gegen das Regime aktiv zu unterstützen.

Syrische Kurden stürzen Türkei ins Dilemma

Die Kurdengebiete im Nordosten Syriens sind weitgehend unter Kontrolle der kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG). Diese Miliz gilt als Ableger der wichtigsten kurdischen Kraft in der benachbarten Türkei, der PKK von Abdullah Öcalan. Die türkische Regierung hat deshalb kein Interesse an einer Stärkung der kurdischen Kräfte in Syrien.

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