Zum Inhalt springen

International Syrien: UNO-Inspektoren gehen gegen Chemiewaffen vor

Die Inspektoren der Organisation für das Verbot chemischer Waffen sind am Dienstag in Syrien eingetroffen. Sie werden Assads Liste überprüfen und alsbald die Vernichtung der C-Waffen und ihrer Produktionsstätten in Angriff nehmen.

In Syrien nehmen die Chemiewaffen-Inspektoren ihre Arbeit auf. Es ist ein Team von 14 UNO-Mitarbeitern und 19 Leuten der Organisation für ein Verbot von Chemiewaffen.

Das Inspektoren-Team ist am Dienstag in der Hauptstadt Damaskus eingetroffen. Es wird als erstes überprüfen, ob die syrische Inventarliste der Chemie-Waffen stimmt. Syrien hatte diese Liste vor 10 Tagen geliefert. Die Inspektoren gehen der Frage nach: Was ist in welchen Mengen wo vorhanden?

Die Antwort auf diese Frage wird auch schon eine erste Aussage über die Glaubwürdigkeit des syrischen Regimes erlauben. Hat Bashar al-Assad die Wahrheit gesagt in seiner Inventarliste, oder hat er gemogelt?

Bürgerkrieg: Über 115'000 Tote

Box aufklappen Box zuklappen

Die Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter teilte am Dienstag mit, sie habe seit März 2011 insgesamt 115'206 Todesfälle dokumentiert. Etwa die Hälfte der Getöteten seien Zivilisten. Die Organisation, die ihren Sitz in London hat, stützt sich auf Informationen und Videoaufzeichnungen, die ihr von Aktivisten in Syrien zugetragen werden.

In einem zweiten Schritt sollen sämtliche Produktionsanlagen von Chemiewaffen zerstört werden. Auch dieser Schritt eilt, denn er soll bis November abgeschlossen sein. Das ist relativ wenig Zeit, denn es gibt wahrscheinlich verschiedene solcher Produktionsanlagen.

Gefährliche Zerstörung von Chemiewaffen

Wie das im Detail geschehen soll, ist noch unklar. Vermutlich wird man Vorläuferstoffe für Chemiewaffen vor Ort in Syrien zerstören. Schwieriger wird es dann, wenn es um fertige Chemiewaffen geht. Deren Zerstörung ist gefährlich, was sie auch aufwändiger macht.

Möglicherweise muss man eigens für die C-Waffen-Zerstörung Anlagen bauen. Ob man das in Syrien machen kann oder ob es sicherer ist, diese Waffen zusammen und irgendwo, wo solche Anlagen bereits bestehen, zu vernichten – das weiss man noch nicht.

Die Arbeit der Inspektoren geht nicht ohne Unterstützung der syrischen Behörden. Bislang zumindest hat man positive Signale aus Damaskus. Immerhin hat Syrien seine Inventarliste fristgerecht abgeliefert. Diese Liste scheint auch im Grossen und Ganzen korrekt zu sein. Genaues wird man wissen, wenn die Inspektoren sie untersucht haben.

Mehr zum Thema:

Man könnte davon ausgehen, dass sich das syrische Regime damit abgefunden hat, dass es auf Chemiewaffen verzichten muss. Vor allem auch, weil das seine Unterstützer Russland und Iran so wollen. Aber man muss natürlich weiter wachsam sein und sehen, wie die syrischen Behörden dann tatsächlich kooperieren.

Syrische Sicherheitskräfte verantwortlich

Bei früheren Inspektionsarbeiten in Syrien sind UNO-Teams beschossen worden. Und die Gefahren sind nach wie vor beträchtlich. Die Inspektoren haben kein eigenes Schutzteam.

Für ihren Schutz sind in erster Linie die syrischen Sicherheitskräfte verantwortlich. Das funktioniert, so lange wie die Waffenarsenale und Produktionsstätten sich in Gebieten befinden, die vom Regime kontrolliert werden. Wie man die Inspektoren aber in Rebellen-Gebieten schützen soll, weiss man noch nicht.

Meistgelesene Artikel