Der Zypern-Konflikt scheint unlösbar. 50 Jahre ist es her, dass die Vereinten Nationen ihre erste Resolution zu dem Konflikt zwischen Zyperngriechen und Zyperntürken verabschiedeten und Friedenstruppen auf die Mittelmeerinsel entsandten. Sie patrouillieren noch heute an der Grenze zwischen den Volksgruppen.
40 Jahre wird es im Sommer her sein, dass die Türkei nach einem griechischen Putsch militärisch intervenierte. Ihre Truppen sind noch immer auf der Insel stationiert. Und zehn Jahre ist es diesen Frühling her, dass die Zyperntürken einem UN-Plan zur Wiedervereinigung der Insel zustimmten, während die Zyperngriechen ihn ablehnten.
Daraufhin wurden die Zyperngriechen alleine in die Europäische Union aufgenommen. Der Fall schien seither hoffnungslos. Nun wollen die beiden Volksgruppenführer auf der Insel, Nikos Anastasiades und Dervis Eroglu, mit einer gemeinsamen Erklärung einen neuen Versuch starten.
Aussenminister leidet unter Isolation
Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft ist selten geworden in Nordzypern. Der Norden ist seit der türkischen Intervention isoliert und verarmt. Kein Wunder also, dass viele Menschen hier den Glauben an eine gemeinsame Zukunft aufgegeben haben.
Einer der wenigen Zyperntürken, die daran festgehalten haben, ist Aussenminister Özdil Nami. Er ist erst seit fünf Monaten im Amt und hat in dieser Zeit entscheidend zur Einleitung von neuen Verhandlungen beigetragen. Es sei der Leidensdruck der Isolation, der ihn dazu anspornt, den Konflikt lösen zu wollen, sagt der 46-Jährige.
«Ich habe den dringenden Wunsch, diese frustrierende Situation zu beenden und unseren Kindern eine bessere Zukunft zu eröffnen.» Nami hat einen 18-jährigen Sohn. «Er hat leider ebenso wie ich in einem Land aufwachsen müssen, das isoliert ist, während zyperngriechische Altersgenossen frei mit der Welt verkehren konnten.»
Aufteilung der Macht ist die zentrale Frage
Als Verhandlungsführer der Zyperntürken handelte der Aussenminister vor zehn Jahren schon mit den Zyperngriechen den sogenannten Annan-Plan zur Wiedervereinigung aus. Dieser scheiterte dann im letzten Moment am Referendum im Süden. Als Aussenminister hat Nami in den letzten Monaten die Gespräche über die gemeinsame Erklärung unterstützt, mit der die beiden Volksgruppenführer die Grundlage für neue Verhandlungen legen wollen.
In der Erklärung werden wesentliche Eckpunkte einer Einigung bereits abgesteckt – die Verhandlungen selbst sollen damit beschleunigt und erleichtert werden. «Die gemeinsame Erklärung betrifft den Kern des Zypern-Problems: Die Regierungsgewalt und die Aufteilung der Macht in einem gemeinsamen Staat.»
Anders als bei früheren Einigungsversuchen sollen sich die Verhandlungen in diesem Anlauf nicht mehr jahrelang hinziehen, um dann schliesslich doch zu scheitern, sagt Nami. Noch in diesem Jahr könnten die Verhandlungen abgeschlossen werden, hofft er.
Dank der Vorarbeit der letzten Monate sei dies möglich: «Der Durchbruch ist zum Greifen nah. Wir brauchen nur etwas politischen Mut auf beiden Seiten. Die Volksgruppenführer dazu zu ermutigen, das ist die Aufgabe des zyprischen Volkes und der internationalen Gemeinschaft.»