Schritt um Schritt zementiert das Militär in Thailand seine Macht: Nach dem Putsch und der Festnahme von führenden Politikern löst es nun auch den Senat auf. Armeechef Prayuth Chan-ocha übernimmt damit auch die legislative Gewalt.
In der Innenstadt von Bangkok wurde eine Protestaktion von Militärputschgegnern aufgelöst. Soldaten drangen bewaffnet und mit Schutzschilden in ein Restaurant im Einkaufsviertel Ratchaprasong ein, wo einige Dutzend Menschen Slogans gegen die Machtübernahme von Armeechef Chan-ocha riefen. Über Lautsprecher spielte die Armee patriotische Lieder ab, um die Rufe der Demonstranten zu übertönen, berichteten Augenzeugen. Mehrere Teilnehmer seien abgeführt worden.
Versammlungen von mehr als fünf Menschen sind unter dem seit Dienstag geltenden Kriegsrecht verboten. Die Militärführung warnte am Sonntag vor der Teilnahme an solchen Protestaktionen. «Wir wollen der internationalen Gemeinschaft Vertrauen in die Stabilität Thailands vermitteln», sagte Armeesprecher Winthai Suwaree in einer Mitteilung, die alle Fernsehkanäle übertragen mussten.
Die erste Parlamentskammer war bereits lange vor dem Putsch aufgelöst worden. Die Abgeordneten sollten ursprünglich bei einer Parlamentswahl am 20. Juli bestimmt werden.
Ausserdem will das Militär führende Politiker mindestens eine Woche lang festhalten. «Das wird ihnen Zeit geben nachzudenken», sagte Militärsprecher Oberst Weerachon Sukondhapatipak.
Auch Akademiker einbestellt
Zu den Festgenommenen gehören unter anderem Thailands ehemalige Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra sowie Protestanführer Suthep Thaugsuban. Beide gehören rivalisierenden Lagern an, die mit einem monatelangen Machtkampf die Krise auslösten.
Der Armeechef hatte am Donnerstag nach gescheiterten Vermittlungsgesprächen zwischen Regierung und Opposition die Macht ergriffen. Einen Tag später bestellte der General 155 Politiker und Aktivisten ein. Am Samstag befahl das Militär auch etwa drei Dutzend Akademikern, sich zu stellen.
Gelockert wurden dagegen Sendeverbote für thailändische Fernsehstationen. Sie dürfen seit dem Samstagvormittag (Ortszeit) wieder senden. Das Militär wies die Medienvertreter jedoch unter Strafandrohung an, «verzerrende» Berichterstattung zu vermeiden.
Leben geht trotz Ausgangssperre weiter
Für viele Bewohner Bangkoks ist dies nicht der erste Putsch. Trotz der Militärpräsenz auf den Strassen und nächtlicher Ausgangssperre geht das Leben für sie so normal wie möglich weiter. Die Ausgangssperre wird nicht durchgehend kontrolliert, und es gibt Ausnahmen etwa für Menschen, die im Gesundheitsbereich oder in der Lebensmittelverarbeitung tätig sind.
Auch manche Garküchen in den Strassen haben noch nach 22 Uhr geöffnet. Anstatt auszugehen, feiern viele Bangkoker zu Hause. Einige Tankstellen meldeten erste Engpässe bei der Benzinversorgung.
Internationale Kritik
International wurde der Putsch breit verurteilt. Die USA setzten Militärhilfen in Höhe von 3,5 Millionen Dollar an seinen ältesten Verbündeten in der Region aus. Derzeit werde geprüft, ob weitere Zuwendungen von jährlich 10,5 Millionen Dollar gestrichen würden, sagte eine Sprecherin des Aussenministeriums.
Eine gemeinsame Militärübung der USA und Thailands in der Region wurde abgebrochen. Auch geplante Besuche von Militärverantwortlichen aus Thailand in den USA wurden abgesagt.
Auch Menschenrechtsorganisation reagierten empört. Richard Bennett von Amnesty International sagte: «Wenn Soldaten friedliche Demonstranten festnehmen, ist das ein gefährlicher Präzedenzfall – Menschen, die ihre Meinung sagen, dürfen nicht bestraft werden.»
«Dass das Militär führende Politiker und Zivilisten in Gewahrsam hält, ist höchst beunruhigend», teilte die UNO-Hochkommissarin für Menschenrechte Navi Pillay mit.