Das Grab von Pol Pot, einem der schlimmsten Massenmörder der jüngsten Geschichte, ist ein unscheinbarer Haufen Erde unter einem rostigen Blechdach. Es liegt direkt an der thailändischen Grenze. Hier war die Leiche Pol Pots 1998 verbrannt worden. Zwei Drittel der Bevölkerung der Provinz Anlong Veng gehörten der Roten Khmer an.
Noh Pin kämpfte für sie bis zum bitteren Ende. «Ich war ein einfacher Soldat und musste die Befehle von denen befolgen, die mir zu essen gaben.» Das Schlimmste seien die Kämpfe gewesen. «Überall wurde ich verletzt: Hier am Hals habe ich noch Spuren von Granatsplittern, das Bein kriegte eine Kugel ab.»
Die ehemalige Kommandozentrale der Roten Khmer liegt auf einem Hügel mitten im Urwald. Das einfache Holzhaus wurde wiederaufgebaut. Es ist jetzt das Anlong-Veng-Friedenszentrum. Ly Sok-Kheng leitet es. «Die Roten Khmer hatten hier überall Minen gelegt, um ihre Kommandozentrale zu schützen.»
Doch dann, Ende der 1990er-Jahre, zerstritten sich ihre Anführer. «Das war das Ende der Roten Khmer.» Pol Pot wurde von seinen eigenen Leuten vor ein Schaugericht gestellt und zu Hausarrest verurteilt. Er starb später an Herzversagen.
Immer mehr Touristen
Wenige Kilometer weiter, tief im Dschungel versteckt, liegt der ehemalige Bunker von Pol Pot. Mit einer rostigen Tafel versehen ist auch ein kleiner Platz, wo er verurteilt wurde. Es sind Orte von historischer Bedeutung, die immer häufiger auch von Touristen aufgesucht werden. Deshalb hat das Dokumentationszentrum von Kambodscha, eine Nichtregierungsorganisation, die in den letzten 20 Jahren über eine Million Dokumente gesammelt hatte, kürzlich ein Buch zur Geschichte von Anlong Veng herausgegeben.
Auf der Grundlage dieser Publikation sollen in den nächsten zwei Jahren 60 Touristenführer ausgebildet werden. Die Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) unterstützt das Projekt. Geschult werden sowohl Opfer als auch ehemalige Rote-Khmer-Soldaten. Sie sollen in Zukunft gemeinsam den Touristen die Geschichte aus unterschiedlichen Blickwinkeln näherbringen. Und sie sollen miteinander ins Gespräch kommen – etwas, was in Kambodscha noch viel zu wenig geschieht, auch wenn Täter und Opfer oft Tür an Tür wohnen.