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Uiguren in Deutschland halten ein Transpartent hoch.
Legende: Uiguren demonstrieren überall auf der Welt für die Rechte ihres Volkes im Westen Chinas – wie hier 2011 in Berlin. Keystone/Archiv

International Uiguren und Chinesen beschuldigen sich gegenseitig

Bei der jüngsten Auseinandersetzung zwischen Uiguren und Han-Chinesen in Xinjiang im Westen Chinas sind mehrere Dutzend Menschen ums Leben gekommen. Die Provinz wird überwiegend von muslimischen Uiguren bewohnt. Zwischen ihnen und der chinesischen Führung brodelt es schon lange.

Die chinesische Polizei hat einem Medienbericht zufolge Dutzende Uiguren in der Provinz Xinjiang im Westen des Landes erschossen. Dies angeblich als Reaktion auf einen Angriff der Uiguren auf chinesische Zivilisten und Polizisten. Die beiden Volksgruppen machen sich gegenseitig für die Eskalation verantwortlich.

Auseinandersetzungen seit 2009 noch blutiger

Laut Frank Hollmann, ARD-Korrespondent in Peking, kommt es dort immer wieder zu solchen Auseinandersetzungen. «Häufig bringen Han-Chinesen oder die Behörden die Uiguren gegen sich auf», worauf diese überreagierten.

Die Auseinandersetzungen seien seit 2009 sehr blutig, sagt Hollmann. Damals riefen die Uiguren zu einer Hatz auf Han-Chinesen auf. Mehr als 200 Menschen starben. Wegen der Spannungen zwischen den zwei Volksgruppen gilt Xinjiang seit langem als Konfliktherd.

Ausübung des muslimischen Glaubens eingeschränkt

Das muslimische Turkvolk der Uiguren, die originäre Bevölkerung der Region Xinjiang, fühlt sich wirtschaftlich, politisch und kulturell von den herrschenden Chinesen unterdrückt. Sie seien auch in der Auslebung ihres muslimischen Glaubens eingeschränkt, sagt Hollmann. «Den Frauen wird verboten, ihr Gesicht zu verschleiern.» Das sei eine Demütigung für jeden Ehemann, der mit seiner Ehefrau auf die Strasse gehe. Auch Fasten während des Ramadans werde den Uiguren verboten mit der Begründung, sie könnten so nicht arbeiten. «Das empfinden die Uiguren als Provokation», sagt Hallmann.

Peking befürchtet Terror aus Syrien

Umgekehrt wirft Chinas Regierung uigurischen Gruppen separatistische Bestrebungen und Terrorismus vor. Man befürchtet in Peking auch, dass der Extremismus aus anderen muslimischen Gebieten auf das Gebiet übergreifen könnte. «In Syrien werden offenbar auch Uiguren ausgebildet», sagt Hollmann. Die grosse Angst der Regierung in Peking sei nun, dass die Zurückkehrenden noch Schlimmeres anrichteten.

Dass die chinesische Regierung auch auf Kompromissbereitschaft und Gespräche setzen könnte, glaubt Hollmann nicht. «Zumindest nicht, solange die Han-Chinesen zu Millionen in die Region Xinjiang einwandern und die originäre Bevölkerung der Uiguren verdrängen.»

Frank Hollmann

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Er ist Journalist für verschiedene deutsche Medien. Er hat in den ARD-Studios in Shanghai und Peking gearbeitet und hat seit 2006 die meisten chinesischen Provinzen bereist, von Kashgar bis Harbin, von der tibetisch-nepalesischen Grenze bis nach Taiwan.

Der amtierende Partei- und Staatschefs Xi Jinping ziehe zudem in allen Bereichen die Zügel an, sagt Hollmann. So werde auch die Pressefreiheit eingeschränkt.

Vorwurf der Faktenverschleierung an China

Der in Deutschland ansässige Weltkongress der Uiguren warf den chinesischen Behörden am Mittwoch denn auch vor, die wahren Hintergründe der Gewalt in der Region Xinjiang zu vertuschen. Uiguren hätten am Montag gegen die Unterdrückung durch die Sicherheitsbehörden aufbegehrt. «China will nicht, dass die Welt weiss, was am Montag passiert ist.» Die internationale Gemeinschaft müsse wachsam die sich rapide verschlechternde Menschenrechtslage beobachten.

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