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Karte Ukraine mit Lugansk und Donezk eingezeichnet.
Legende: Der Hilfskonvoi steht nun an der Grenze nördlich von Lugansk auf russischem Gebiet. SRF

International Ukrainischer Hilfstransport steht vor Lugansk

Die ersten Lastwagen eines ukrainischen Hilfskonvois sind nördlich von Lugansk eingetroffen. Weiterhin ist unklar, ob die russischen Lastwagen in die Ukraine gelassen werden. Die betreffende Grenze wird von pro-russischen Separatisten kontrolliert.

Die ersten ukrainischen Lastwagen mit Hilfe für die notleidenden Menschen in der Ostukraine sind an einem Sammelpunkt nördlich von Lugansk eingetroffen. 26 Fahrzeuge aus Charkow erreichten die Stadt Starobelsk, wie der Sicherheitsrat in Kiew mitteilte. Mitarbeiter des Roten Kreuzes sortierten und sichteten die Waren, darunter Lebensmittel, Medikamente und Hygieneartikel.

Insgesamt hat Kiew 75 Lastwagen mit rund 800 Tonnen Hilfsgütern ins Krisengebiet in der Ostukraine geschickt. Ausserdem sollen 2000 Tonnen Hilfe aus Russland nach Lugansk gebracht werden, doch wegen eines Streits zwischen Kiew und Moskau steht der Konvoi noch an der Grenze.

Russischer Transport an der Grenze

Die russische Lastwagenkolonne sei etwa 50 Kilometer vor der Grenze zum Stehen gekommen. Das sagte ein Fotograf der European Pressphoto Agency (epa), der den Konvoi begleitet.

Es ist weiterhin unklar, ob der Transport in die Ukraine hineingelassen wird. Die ukrainische Regierung hatte angekündigt, die Lastwagen nur dann ins Land lassen, wenn die Ladung von eigenen Sicherheitskräften und Vertretern der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) überprüft werde.

Rotes Kreuz lanciert Verhandlungen

Ein hochrangiger Vertreter des Roten Kreuzes ist in Kiew zu Verhandlungen über einen umstrittenen russischen Hilfskonvoi angekommen. Er werde sich am Freitag mit den ukrainischen Behörden treffen, sagte eine Sprecherin des Roten Kreuzes. Später werde er nach Moskau reisen. Er werde bei den Treffen betonen, dass die geplante Hilfe für die Ostukraine nicht zum politischen Spielball werden dürfe, sagte die Sprecherin.

Laut einer ukrainischen Regierungssprecherin soll das Rote Kreuz die Verteilung der russischen Güter vornehmen. Allerdings benötigt die Organisation laut einer Sprecherin Sicherheitsgarantien aller Konfliktparteien. Diese stehen offenbar noch aus.

Schweiz geht auf Distanz

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Das geplante Treffen des Präsidenten der russischen Staatsduma, Sergey Naryschkin, bei Nationalratspräsident Ruedi Lustenberger am 23. und 24. September findet nicht statt. Wie die Parlamentsdienste mitteilten, ist ein Treffen momentan «nicht opportun».

Putin gibt sich versöhnlich

Nicht im Separatistengebiet, sondern auf der Krim hatte Präsident Putin am Donnerstagmorgen einen Auftritt. Vor Abgeordneten des russischen Parlaments schlug er sanfte Töne an und sagte, Russland werde «alles in seiner Macht stehende» tun, damit das Blutvergiessen in der Ukraine so bald wie möglich aufhöre. Russland wolle sich nicht von der Welt abgrenzen, fügte er an. «Wir müssen konsolidieren und mobilisieren, aber nicht für Krieg oder irgendeine Konfrontation.»

Der derzeitige Handelskrieg mit den USA und Europa bedeute nicht, dass Moskau «die Verbindungen zu den Partnern kappen sollte». «Aber wir sollten auch nicht zulassen, dass sie uns mit Verachtung behandeln», fügte der Staatschef vor russischen Abgeordneten in der Hafenstadt Jalta hinzu. Russland hatte die Krim im Frühling annektiert.

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Worte ohne Taten

SRF-Korrespondent Christof Franzen warnt allerdings davor, Putins Aufruf zur Beendigung des Konflikts zu viel Gewicht beizumessen: «Solche Aussagen hören wir von ihm seit Monaten.» Putin habe nicht gesagt, wie er den Konflikt beenden wolle. So sei beispielsweise keine Rede davon gewesen, dass Russland die Unterstützung für die pro-russischen Rebellen zurückfahren werde.

Tatsächlich geht der Kampf zwischen Separatisten und Regierungstruppen weiter. Die ukrainische Armee hat die seit Wochen belagerte Rebellenhochburg Lugansk im Osten des Landes nach eigenen Angaben vollständig umstellt. Die Regierungstruppen hätten das Dorf Nowoswitliwka eingenommen und damit die letzte Verbindungsstrasse zum russischen Grenzübergang von Iswaryn abgeschnitten, sagte der Armeesprecher Andrej Lyssenko.

Möglicher Stopp von Gaslieferungen an Europa

Die Vereinten Nationen hatten am Mittwoch mitgeteilt, die Opferzahl im Osten der Ukraine habe sich in den letzten zwei Wochen auf 2086 fast verdoppelt. Dies sei eine «sehr vorsichtige Schätzung».

Ebenfalls am Donnerstag hat das ukrainische Parlament ein Sanktionspaket gegen Russland verabschiedet. Die Sanktionen treffen 65 Firmen und 172 Einzelpersonen aus Russland und anderen Staaten. Unklar war zunächst, ob Strafmassnahmen die Energieunternehmen Gazprom und Transneft betreffen. Dies könnte einen Stopp russischer Öl- und Gaslieferungen nach Westeuropa zur Folge haben. Die EU hatte das wichtige Transitland vor einem solchen Schritt gewarnt.

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