Die Bäume in den wenigen noch von Menschenhand unberührten Wäldern auf Tasmanien sollen sicher bleiben vor der Kettensäge. Die Unesco hat in einer nur zehn Minuten dauernden Sitzung einen Antrag der australischen Regierung abgeschmettert, rund 74000 Hektaren Urwald wieder von der Liste der Weltnaturerbe zu nehmen.
Erst vor einem Jahr hatte die damalige sozialdemokratische Regierung die Aufnahme ins Weltregister erreicht. Obwohl sich die Holzindustrie und Umweltschützer einig sind, der Schutz diene allen Interessierten Parteien in Tasmanien, strebte die konservative Regierung von Premierminister Tony Abbott die Streichung an. Vor ein paar Wochen meinte Abbott, Australien habe ohnehin schon zu viele Nationalparks und Naturschutzgebiete.
Seltene Unesco-Anfrage
Die Unesco meinte in ihrer Erklärung, die australische Regierung habe eine «lahme Begründung für den Antrag gestellt». Umweltminister Greg Hunt hatte geltend gemacht, in den Wäldern gäbe es einzelne Pinienplantagen, ausserdem seien früher selektiv Bäume gefällt worden.
Dass ein Land die Unesco bittet, ein Weltnaturerbe abzustufen, ist äusserst selten. Nationen kämpfen in der Regel für eine Aufnahme ins Register. Denn solche Gebiete locken Touristen an, mit allen positiven wirtschaftlichen Folgen für die Bevölkerung.
Wirtschaftswachstum über alles
Umweltorganisationen sehen in der Anfrage vor allem ideologische Gründe. Die Regierung Abbott hat sich strikt dem wirtschaftlichen Wachstum verschrieben, in immer mehr Fällen auf Kosten der Umwelt.
Erst vor wenigen Tagen warnte die Unesco, sie werde ein anderes Weltnaturerbe auf die Liste der gefährdeten Güter stellen, wenn sich Australien nicht anstrenge, es besser zu schützen: das Grosse Barriereriff vor der Ostkükste des Kontinents. Vor kurzem hatte die Regierung grünes Licht gegeben, im grössten Korallenriff der Welt Millionen Tonnen Baggerschlamm aus einem Kohlehafen zu versenken.