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International UNO-Ermittler fordern ein Ende des Völkermords an den Jesiden

Die Terrormiliz IS hat an der Minderheit der Jesiden Völkermord begangen – und sie setzt diesen fort. Das stellt der Bericht einer Expertenkommission fest, die vom UNO-Menschenrechtsrat mit einer Untersuchung beauftragt wurde. Noch immer halte der IS über 3000 Jesiden in Syrien gefangen.

UNO-Ermittler haben die internationale Gemeinschaft aufgerufen, die Fortsetzung des Völkermords an Jesiden zu unterbinden. Tausende Angehörige dieser religiösen kurdischen Minderheit seien schutzlos brutalsten Kriegsverbrechen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ausgesetzt, beklagt die vom UNO-Menschenrechtsrat berufene Untersuchungskommission für Syrien.

Jesiden

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Die Jesiden sind eine nicht-muslimische Minderheit im Irak, die vor allem im Gebiet um die Stadt Mossul ansässig war. Im Nordirak lebten bis zu 400'000 Jesiden, bis ein grosser Teil davon im August 2014 von der Terrormiliz IS vertrieben, umgebracht, versklavt oder zwangsverheiratet wurde. Der IS bezeichnet die Jesiden als Teufelsanbeter.

«Es ist bereits ein Völkermord verübt worden und er geht weiter», sagte der Leiter der Kommission, Paulo Pinheiro, in Genf. «Die IS-Miliz verübt die entsetzlichsten Gräueltaten an allen jesidischen Frauen, Kindern und Männern, die sie gefangen genommen hat.» Die IS-Miliz versuche, die Jesiden, die sie als Ungläubige ansehe, durch Morde, Vergewaltigungen, Versklavungen und Aushungern als Bevölkerungsgruppe auszulöschen.

Mord, Verschleppung und Sklaverei

Die Ermittler appellierten an den UNO-Sicherheitsrat, den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag mit der Verfolgung der verantwortlichen IS-Kommandanten zu beauftragen oder für diese Aufgabe ein Sondertribunal einzurichten. Pinheiro verwies auf die Genozid-Konvention der UNO, die alle Staaten verpflichte, Völkermord zu verhindern sowie zu bestrafen.

Die Terroristen hatten 2014 Tausende Jesiden aus ihren Siedlungsgebieten im irakischen Sindschar-Gebirge in das nahe Syrien verschleppt. Dort müssten sie seitdem extreme Gewaltverbrechen erleiden, heisst es in dem Bericht. Männer sowie Jungen über 12 Jahre seien von ihren Familien getrennt worden. Viele von ihnen wurden nach Angaben von Augenzeugen ermordet.

Derzeit befänden sich noch mehr als 3200 jesidische Frauen und Kinder in der Gewalt von IS-Terroristen, die meisten innerhalb Syriens. «Tausende Frauen und Mädchen, manche erst neun Jahre alt, wurden auf Sklavenmärkten verkauft», berichten die UNO-Ermittler. Zudem würden jesidische Frauen IS-Kämpfern als Sexsklavinnen «geschenkt».

Del Ponte: «Ganz klar Völkermord»

Eine Frau, die fliehen konnte, gab zu Protokoll, sie sei 15 Mal an andere «Besitzer» weitergereicht worden: «Ich kann mich nicht mal mehr an alle erinnern, die mich gekauft haben.» Unzählige jesidische Frauen in Syrien hätten Selbstmord begangen, um so ihre fortgesetzte Erniedrigung zu beenden.

Der IS mache kein Geheimnis aus seiner Absicht, die Jesiden zu zerstören, erklärte die Schweizer Juristin Carla Del Ponte, die Mitglied der Untersuchungskommission ist. «Das zeigt klar, dass ihre Aktionen als Völkermord einzustufen sind.»

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