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International UNO-Millenniumsziele: Bilanz fällt durchmischt aus

15 Jahre nach dem Start zieht die UNO Bilanz über ihr bisher grösstes Entwicklungsprogramm, die Millenniumsziele. Das erste Ziel wurde erreicht: Die Zahl der Menschen, die in absoluter Armut leben, ist seit 1990 um mehr als die Hälfte gesunken. In anderen Bereichen dagegen wurden die Ziele verfehlt.

Ein halbvolles Glas steht auf einem Tisch.
Legende: Halbvoll oder halbleer? Nicht alle Ziele wurden erreicht. imago/Symbolbild

Am erfolgreichsten war die Armutsbekämpfung in China. Viel schwächer war sie in afrikanischen Ländern, obwohl die UNO auch dort beachtliche Fortschritte sieht – beim Zugang zu Bildung etwa. Aber das Ziel, dass bis 2015 jedes Kind zumindest eine minimale Schulbildung erhält, wurde klar verfehlt.

Der Schlussbericht zu den Millenniumszielen fällt durchmischt aus. «Das war auch nicht anders zu erwarten», sagt Professor Thomas Breu vom Zentrum für Entwicklung und Umwelt der Universität Bern. «Die wichtigste Erkenntnis ist, dass die Weltgemeinschaft es zum ersten Mal geschafft hat, sich gemeinsame Ziele zu setzen.»

Umweltschutz auf neuer Liste

«Es ist klar, wir haben nicht alle Ziele erreicht», so Breu. Deshalb sei es absolut sinnvoll, dass man jetzt an den Nachhaltigkeitszielen weiterarbeite. «Die Arbeit ist begonnen, aber noch lange nicht beendet.»

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Rund die Hälfte der Millenniumsziele wurden verfehlt: Etwa jenes über die Verringerung der Mütter- und Kindersterblichkeit oder über die Gleichberechtigung von Mann und Frau. Knapp verpasst wurde das Ziel, Hunger und Unterernährung weltweit zu halbieren. Auf Kurs ist man bei der Bekämpfung von Seuchen und der besseren Trinkwasserversorgung.

Die Diskussion über diese nachhaltigen Entwicklungsziele läuft hinter den Kulissen auf Hochtouren. Denn Ende September soll die Generalversammlung diese sogenannten SDG (Sustainable Development Goals) für die nächsten 15 Jahre beschliessen.

Sie sollen stärker als die Millenniumsziele Themen wie Umweltschutz, Wirtschaftswachstum oder soziale Entwicklungen aufnehmen. Zudem sollen sie nicht nur für die armen Länder des Südens gelten, sondern auch für den reicheren Norden.

Streitpunkt Jugendarbeitslosigkeit

«Das birgt Konfliktstoff», sagt Walter Fust, der frühere DEZA-Direktor. Er ist heute in einem Beratungsgremium der UNO an den Arbeiten zu den neuen Entwicklungszielen beteiligt. So werde beispielsweise die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit – ein Problem, das vor allem Industriestaaten betrifft – wohl nicht als neues Ziel in die Liste aufgenommen.

«Wahrscheinlich werden wir wieder das gleiche erleben», so Fust. Er befürchtet, dass die Industrieländer argumentieren werden, dass es sich bei den SDG vor allem um Probleme der Entwicklungsländer handle. Somit könnten die Industriestaaten sagen, «das geht uns nichts an».

Die Entwicklungsziele sind zwar nicht verbindlich und die UNO hat auch keine Sanktionsmöglichkeiten. Dennoch schaffen die Ziele mit jährlichen Fortschrittsberichten Druck. Das hat bereits dass Millenniumsprogramm gezeigt.

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