Die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) kann weiterhin Dr. med. vor ihren Namen schreiben. Der Senat der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) entschied nach einem halben Jahr Überprüfung der Plagiatsvorwürfe, dass sie den Doktortitel behalten darf.
Es seien aber einige Plagiate festgestellt worden, sagte MHH-Präsident Christopher Baum. «Es geht um Fehler, nicht um Fehlverhalten.» Es habe keine Täuschungsabsicht vorgelegen. Baum sagte, die Dissertation weise klare Mängel in Form von Plagiaten vor allem in der Einleitung auf und dafür sei die Autorin verantwortlich.
Die Plagiate stellten aber den wissenschaftlichen Wert der Doktorarbeit nicht grundsätzlich infrage. «Die Ergebnisse der Dissertation waren wissenschaftlich
neu, valide und von praktischer Relevanz.» Der Senat der Hochschule habe daher mit sieben Stimmen gegen eine Enthaltung beschlossen, von der Leyen den Doktor-Titel nicht abzuerkennen.
Erleichterung bei der Bundesministerin
Von der Leyen, die sich derzeit in den USA aufhält, reagierte erleichtert. «Teile meiner damaligen Arbeit entsprechen nicht den Massstäben, die ich an mich selber stelle», erklärte sie. «Ich bin froh, dass die Universität nach eingehender Prüfung zum Schluss gekommen ist, dass meine Experimente für die medizinische Forschung relevant waren und die Arbeit insgesamt die wissenschaftlichen Anforderungen erfüllt.»
«Vroniplag» Wiki – kollaborative Plagiatsdokumentation
Plagiatsjäger hatten von der Leyen schwere Regelverstösse in ihrer 1990 erschienenen medizinischen Doktorarbeit vorgeworfen. Auf der Internetseite «Vroniplag» Wiki ist die Rede von Plagiatsfundstellen auf 27 von 62 Seiten der Dissertation.
Von der Leyen hatte die Vorwürfe zurückgewiesen. Sie selbst bat ihre frühere Hochschule im August um eine Überprüfung der Arbeit.
Gemeinsam auf der Jagd nach Plagiaten
In den vergangenen Jahren sahen sich mehrere Politiker in Deutschland mit Plagiatsaffären konfrontiert. So trat Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg 2011 kurz nach Entzug seines Doktortitels zurück, 2013 traf es Bildungsministerin Annette Schavan .
«Vroniplag» entstand im Umfeld des Wikis «Guttenplag», das die Dissertation von zu Guttenberg untersuchte und ist benannt nach Veronica Saß, der Tochter von Edmund Stoiber. Ihre Dissertation war als erste von Plagiatsjägern gemeinsam untersucht worden.