Die Verhaftung der mutmasslichen Mörder kam mit Ansage: Der serbische Vizeministerpräsident Aleksandar Vučić sagte vor zwei Wochen in einer TV-Show, dass der Staat damals den Mord am Journalisten Slavko Ćuruvija in Auftrag gegeben hätte. Und er kündigte baldige Verhaftungen an.
Vučić muss es wissen, denn er war damals Informationsminister des Regimes von Slobodan Milošević. Das Regime verbot regierungskritische Medien, belegte sie mit hohen Bussen, verhaftete missliebige Journalisten oder liess sie eben umbringen. An Morden sei er jedoch nicht beteiligt gewesen, sagt Vučić.
Damalige First Lady als Auftraggeberin?
Der heutige Ministerpräsident Ivica Dačić gehörte ebenfalls zum inneren Kreis des Milošević-Regimes. Heute ist das oberste Ziel von Dačić und Vučić, Serbien schnellstmöglich in die EU zu führen. Dazu gehört die Aufarbeitung des damaligen Staatsterrors. Die Liquidation des international angesehenen Journalisten und Verlegers Ćuruvija war einer der berüchtigsten Morde des Milošević-Regimes – und liess Serbien bis heute nicht in Ruhe.
Bereits nach dem Attentat 1999 hatte die Familie des getöteten Journalisten Klage gegen den Chef des Staatssicherheitsdienstes, seine Mitarbeiter sowie gegen die Ehefrau des damaligen Staatspräsidenten Milošević erhoben. Es wurde schon damals in Belgrad vermutet, dass sie die Ermordung von Ćuruvija in Auftrag gegeben hatte.
Ćuruvija als «Staatsfeind Nummer Eins»
Verleger und Chefredaktor Ćuruvija stand anfänglich auf gutem Fuss mit der mächtigen Präsidentengattin und profitierte von Insider-Tipps aus Regierungskreisen. Zunehmend aber kritisierte Ćuruvija das repressive Regime und dessen Kosovo-Politik. Prompt bezeichnete ihn die First Lady an einer Parteisitzung als «Staatsfeind Nummer Eins», berichten serbische Medien. Einige Tage später war der Journalist tot.
Verhaftet wurden in Belgrad nun die mutmasslichen Mörder. Ungewiss bleibt, ob jemals klar wird, wer ihre Auftraggeber waren.