Viel Feind, viel Ehr': Bigelow wird von der einen Seite vorgeworfen, mit ihrer Darstellung das «Water Boarding» zu legitimieren. Die andere Seite lobt den Film als «realistische» Darstellung.
Der Film nimmt ein brisantes Thema auf: In der Nacht zum 2. Mai 2011 wurde Osama Bin Laden, der Drahtzieher der Terroranschläge am 11. September 2001, von einem Trupp US-Navy Seals im pakistanischen Abbottabad erschossen. Das Actiondrama «Zero Dark Thirty» schildert im Detail die vorausgehende zehnjährige Jagd.
Mit ihrem dokumentarisch anmutenden Abriss dieser Geheimdienstaktivitäten, zu denen auch das berüchtigte «Water Boarding» zählt, sorgt Regisseurin Kathryn Bigelow für den Aufreger dieser Filmsaison. In den ersten 20 Minuten von «Zero dark thirty» wird das ganze Arsenal an Foltermethoden gegen mutmassliche Al Kaida-Terroristen gezeigt.
Michael Hayden, CIA-Chef unter George W. Bush, lobt den Film: «Der Film zeigt auf, dass es in der Realität oft keine klaren Antworten gibt».
Folter bei 9/11-Drahtzieher erfolglos
Ehemalige Insider und Kongressmitglieder aber kritisieren die angeblich faktentreue Darstellung von Kathryn Bigelow. Sie bestreiten, dass Foltermethoden geholfen hätten, Bin Laden zu finden. Der frühere FBI-Agent Ali Soufan hat Al-Kaida Verdächtige befragt ohne sie zu foltern. Er sagt, das sei die einzige erfolgsversprechende Methode.«Wir hatten es mit Personen zu tun, die bereit waren, für ihre Sache zu sterben», so Soufan zu «10vor10». «Waterboarding bedeutet nichts im Vergleich zur Folter, die sie in den Gefängnissen des mittleren Ostens erfahren». Soufan erinnert daran, dass Khalid Scheich Mohammed, der Drahtzieher von 9/11, 183 Mal mit Waterboarding gefoltert worden war. Heute wisse man, dass er die ganze Zeit über gelogen habe.
Strafverfahren gegen CIA-Chefs gefordert
Kritiker werfen dem Film ebenfalls vor, er stelle Folter als «nützlich und wirksam» dar. So sagt die Leiterin des Forschungszentrums für nationale Sicherheit an der
SRF Kultur über den Film
Fordham University in New York zu SRF: «Der Film und die Debatte darüber zeigen, dass die amerikanische Gesellschaft auch 12 Jahre nach 9/11 noch nicht begriffen hat, dass Folter illegal ist». Kathryn Bigelow würde Folter während 20 Minuten zeigen, weil sich das gut verkaufe, sagt Karen Greenberg. «Was diesem Film fehlt, ist die Aussage ‚Folter ist falsch’».
Greenberg glaubt, dass die USA ihre jüngste dunkle Vergangenheit erst aufarbeiten können, wenn die für Folter verantwortlichen CIA-Chefs strafrechtlich verfolgt würden. SRF-Korrespondentin Karin Bauer befragte amerikanische Filmzuschauer nach ihrem Urteil in dieser Frage. Nach Filmende ist der Tenor eindeutig: «Der Zweck, die Tötung von Bin Laden, heiligt die Mittel».