Der Chef der pakistanischen Taliban, Hakimullah Mehsud, ist bei einem US-Drohnenangriff getötet worden. Das teilten Sprecher sowohl des pakistanischen Militärs als auch der Taliban mit. Eine Bestätigung aus Washington gibt es bisher nicht.
Ein US-Regierungssprecher verweigerte jeden Kommentar über operative Einsätze der US-Armee. Die USA hatten ein Kopfgeld von bis zu fünf Millionen Dollar auf den Taliban-Führer ausgesetzt. Er soll unter anderem für zahlreiche Selbstmordanschläge verantwortlich sein. Auch der gescheiterte Anschlag mit einer Autobombe am New Yorker Times Square im Jahr 2010 wurde Mehsud angelastet.
Laut dem freien Südostasien-Korrespondent Willi Germund war Mehsud ursprünglich ein Stammesführer aus Wasiristan. Das ist eine pakistanische Provinz an der Grenze zu Afghanistan, wo sich viele extremistische Taliban-Anhänger niedergelassen haben. «Er war ein relativ charismatischer und populärer Stammesführer in der Region», so Germund.
Der getötete war zudem offenbar wohlhabend: «Er hat es geschafft, viele Konvois der NATO von der Hafenstadt Karachi nach Afghanistan zu überfallen, das hat ihm sehr viel Geld eingebracht. Dieses Geld hat natürlich auch seine Macht gefestigt», schätzt Germund.
25 Tote bei gezieltem Angriff
Mehsud wurde den Berichten zufolge mit drei weiteren Taliban in einem Versteck im Nordwesten des Landes aufgespürt. Eine Drohne feuerte demnach vier Raketen auf den Unterschlupf der Extremisten.
Dabei seien mindestens zwei weitere führende Mitglieder der Tehrik-e-Taliban Pakistan ums Leben gekommen. Ein pakistanischer Geheimdienstmitarbeiter sagte, insgesamt seien bei dem Angriff mindestens 25 Menschen gestorben.
Die USA flogen seit 2004 fast 400 Angriffe mit ferngesteuerten unbemannten Fluggeräten in Pakistan. Nach Angaben einer britischen Vereinigung für investigativen Journalismus kamen dabei bis zu 3600 Menschen um, darunter – basierend auf lokalen Medienberichten – zwischen 416 und 948 Zivilisten.
Unterdessen haben die Taliban in Pakistan bereits einen Nachfolger bestimmt. Auch dieser stammt aus Wasiristan. Laut Germann war er bereits seit einem halben Jahr für eine Einheit von Taliban-Selbstmordattentäter verantwortlich. Er war dort Nachfolger einer Person, die ihrerseits von einer Drohne getötet wurde. An den Händen des Mehsud-Nachfolgers klebt also sehr viel Blut. «Man kann nicht hoffen, dass er eine gemässigtere Linie einschlagen wird als sein Vorgänger.»