Staubtrocken ist die Luft am Grenzübergang Torkham. Täglich überqueren hier bunt bemalte Lastwagen die Grenze von Pakistan nach Afghanistan, beladen mit Betten, Schränken und Kühen. Und mittendrin afghanische Flüchtlinge.
Sultan Mohammed hat 35 Jahre in Pakistan gelebt. Nun sucht er in seiner Heimat ein Zuhause für seine elfköpfige Familie. «Nach dem Angriff auf die Schule in Peschawar haben die Pakistaner unser Leben unmöglich gemacht», erzählt der Mann mit dem struppigen Bart. «Polizisten verhafteten einige von uns, andere wurden angegriffen. Wir fanden keine Arbeit mehr auf dem Markt und unsere Kinder konnten nicht mehr in die Schule.»
Pakistan will uns Afghanen los werden.
In Pakistan herrscht die Meinung vor, dass die Taliban bei ihrem Anschlag auf die Schule im Dezember Hilfe aus Afghanistan und von afghanischen Flüchtlingen erhalten hätten. Seither hat Pakistan seine Haltung gegenüber den Flüchtlingen deutlich verschärft. Bisher wurden auch nicht registrierte Flüchtlinge wie Sultan Mohammed geduldet. Nun will sie Pakistan aus dem Lande haben.
«Pakistan will uns Afghanen los werden. Aber in Afghanistan gibt es keine Arbeit», erzählt Mirza Mohammed. Er ist 22 Jahre alt und braucht Geld. «Ich habe zwar ein Stück Land im Dorf meines Vaters, aber dort kämpfen die Taliban gegen die Soldaten. Jeden Tag gibt es Tote.» Überleben könnten sie nur, wenn die afghanische Regierung helfen würde.
Überforderte Hilfsorganisationen
Die Regierung und auch die internationalen Organisationen sind aber überfordert mit dem plötzlichen Ansturm von Rückkehrern. Alleine im Januar und Februar waren es 60'000, mehr als doppelt so viele wie im ganzen Jahr zuvor.
Auf Drängen der afghanischen Regierung haben die Pakistaner kurzzeitig aufgehört, die Flüchtlinge aus dem Land zu werfen. Bis Ende Jahr dürfen nun auch nicht registrierte Flüchtlinge im Land bleiben. Was danach kommt, ist ungewiss.