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International Verseuchtes Milchpulver: Molkerei-Riese am Pranger

Der weltgrösste Exporteur von Milchprodukten, Fonterra aus Neuseeland, steht nach einer verspäteten Rückruf-Aktion von verunreinigten Molkereiprodukten am Pranger. Das Unternehmen gab am Samstag eine Warnung aus für Molke, die unter anderem für Säuglingsmilch verwendet wird.

Zwei Personen vor Regal.
Legende: Die chinesische Lebensmittelaufsicht hat drei chinesische Herstellerfirmen angewiesen, ihre Importware zu überprüfen. Keystone

Das Unternehmen Fonterra warnte am Samstag vor Molke, die im Mai 2012 produziert wurde. Sie sei mit Bakterien verseucht, die eine lebensgefährliche Botulismus-Vergiftung auslösen könnten, wie Tests vergangene Woche ergeben hätten. Die Firma betonte, es gebe bislang keine Hinweise, dass jemand erkrankt sei. Dennoch geht es jetzt um die Informationspolitik des Unternehmens.

Die möglicherweise verseuchte Molke wurde unter anderem in Säuglingsmilch und Sportgetränken verwendet. Die Molke wurde nach Angaben von Fonterra nach Australien, China, Malaysia, Saudi-Arabien, Thailand und Vietnam verkauft. In Neuseeland wurde eine Säuglingsmilch vom Markt genommen. Auch chinesische Importeure riefen Milchprodukte zurück. China ist Fonterras grösster Absatzmarkt.

Sensibilisiert nach Milchpulver-Skandal

16 Mrd. Liter Milch

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Fonterra ist eine Bauernkooperative mit 17'300 Mitarbeitern. Sie produziert 16 Milliarden Liter Milch im Jahr. Der Umsatz liegt bei 19,8 Milliarden Neuseeländischen Dollar (etwa 11,6 Milliarden Euro). Die Fonterra-Aktien brachen um fast zehn Prozent ein, ein Verlust von umgerechnet fast 600 Millionen Euro.

In China war das Thema besonders brisant, weil viele Eltern nach einem Skandal mit einheimischer verseuchter Babymilch auf Produkte aus dem Ausland setzen. In Supermärkten in Hongkong, Singapur, Australien und anderen Ländern gehen die Bestände wegen des Ansturms chinesischer Kunden sogar zeitweise zur Neige.

Produzenten in China hatten vor fünf Jahren Melamin unter Milchpulver gemischt. Mindestens sechs Säuglinge starben, fast 300'000 Kleinkinder wurden krank. Fonterra war damals laut Medienberichten mit 43 Prozent an der Firma Sanlu Dairy beteiligt, die im Zentrum des Skandals stand.

«Wir werden den Informationsfluss untersuchen, und welche Schritte Fonterra unternommen hat», kündigte Neuseelands Regierungschef John Key an. Das Unternehmen werde sich zu den zeitlichen Abläufen äussern, sagte der Chef der Fonterra-Abteilung Milchprodukte. Priorität habe aber die öffentliche Gesundheit.

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