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Bild 1 von 5. Kern gilt als smarter Typ, der sich zu inszenieren weiss. Die Onlineseite des «kurier.at» liess sich deshalb zu dem Satz verleiten: «Auf manchen Fotos scheint er Humphrey Bogart zu mimen, auf anderen wirkt er wie ein Boss-Model, trägt aber Prada und Gucci.». Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 5. Christian Kern wird als stets höflicher Wiener beschrieben und kommt als Quereinsteiger ins Amt, der zwar in der Partei aktiv war, aber keinerlei Ministeramt innehatte. Allerdings glauben Experten, dass ihm die Jahre in der Privatwirtschaft zugute kommen werden, den in Österreich gilt er als der «beste Netzwerker des Landes» (industriemagazin.at). Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 5. Von Tiefrot in sattes Schwarz: Als Bahnchef führte Christian Kern die ÖBB unideologisch und pragmatisch in die Gewinnzone, verpasste ihr ein modernes Image und vor allem Pünktlichkeit. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 5. Seine Ambition, Bundeskanzler zu werden, sei «ungefähr so gross, wie an einem Schlamm-Wrestling teilzunehmen», liess sich Kern noch im März zitieren. Wirklich glauben wollten das viele politische Beobachter schon damals nicht. Zu prädestiniert schien sein Lebenslauf – vom Arbeiterkind zum Bahnchef. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 5. Bis zum Abgang Faymanns hielt Christian Kern dem Bundeskanzler die Stange. Generell loben Manager- wie Parteikollegen seine absolute Loyalität. Bildquelle: Keystone.
Seit vielen Jahren gilt der Medienprofi und scharfe Rhetoriker Christian Kern als beste Personalreserve der österreichischen Sozialdemokraten. Der Chef der Bundesbahnen ÖBB ist bestens vernetzt und in der SPÖ «gross geworden» – aber nicht im Parteiapparat gefangen.
Nach dem überraschenden Abgang des SPÖ-Chefs und Bundeskanzlers Werner Faymann war der Ruf der Wähler nach einer echten Erneuerung an der Spitze gross. «Eine längere Diskussion über die Nachfolge konnten sich die Sozialdemokraten aber nicht leisten. Sie mussten sich deshalb rasch (...) entscheiden», sagt der österreichische Politikwissenschaftler Peter Filzmaier.
«Die Alternative zu Kern wäre jemand aus dem inneren Führungszirkel der SPÖ gewesen – so gesehen steht er schon für einen Neuanfang.» Allerdings müsse sich die Sozialdemokratie auch unter ihm selbstkritisch hinterfragen. Austauschbare Schlagwörter würden in Zukunft nicht mehr ausreichen, so Filzmaier.
Christian Kern wird aber zugetraut, das zu schaffen. Als Bedingung für eine Annahme des SPÖ-Vorsitzes soll er vollen Handlungsspielraum verlangt haben. So könnte der SPÖ ein personeller Umbruch bevorstehen.
Machertyp mit Vorliebe für teure Anzüge
Die Karriere des aus einer einfachen Arbeiterfamilie stammenden Wieners ist steil: Nach einem Kommunikationswissenschaften- und Managementstudium startete der einstige Klassensprecher als Wirtschaftsjournalist. Rasch wechselte er als Büroleiter und Pressesprecher in die SPÖ. 1997 ging Kern zu einem mehrheitlich staatlichen Stromkonzern.
Seine bisher grösste berufliche Herausforderung folgte im Juni 2010, als er zum obersten Eisenbahner wurde. Kern schlug sich als Chef der Österreichischen Bundesbahn (ÖBB) gut, darin sind sich Kenner weitgehend einig. Die maroden Finanzen brachte er fast vollständig in Ordnung. Dazu halbierte er auch die Zahl der Managerposten auf rund 600.
Doch Erfolg schafft bekanntlich auch Neider. Die geschliffene Rhetorik des pragmatischen Machertypen passt nicht allen in der Arbeiterpartei. Seine Vorliebe für teure Anzüge brachte ihm bei der ÖBB gar den Spitzname «CK» ein, in Anspielung auf das Modelabel Calvin Klein.
Sieg oder Scheitern – alles ist möglich
Für viele Beobachter in Wien ist zudem unklar, wofür Kern eigentlich politisch steht. «Klare politische Positionen zur Flüchtlingspolitik, Steuern und Bildungsreform hat er nicht», so Politikwissenschaftler Peter Filzmaier.
Aus Sicht der SPÖ sei das bemerkenswert. Doch schaue man genauer hin, mache das durchaus Sinn. «Denn hätte er sich jetzt schon auf Positionen festgelegt, wo er ohne Gesichtsverlust nicht mehr rauskommt, dann wäre er als Kanzler relativ schnell beschädigt», so Filzmaier.
Wird Kern der politische Turnaround gelingen? «Alles kann passieren», meint dazu Filzmaier. «Entweder, die Regierung nutzt ihre allerletzte Chance sich zu profilieren und fängt an, die Probleme zu lösen oder aber sie nutzt sich ab, und hat dann innerhalb kürzester Zeit dasselbe negative Image wie unter Faymann.»