«Wir sind Papst!», jubelte die «Bild»-Zeitung am 20. April 2005. 78 Jahre alt war Joseph Ratzinger damals, auf dem Höhepunkt seiner Karriere angekommen. In die Kirchengeschichte eingeschrieben hatte sich Ratzinger damals längst schon.
Joseph Ratzinger wurde am 16. April 1927 in Marktl am Inn nahe Passau geboren. 1951 wurde er zum Priester geweiht. Mit 30 Jahren habilitierte er und wurde Dogmatik-Professor.
Die Wissenschaft hatte ihn gepackt, er lehrte dann in Bonn, Münster, Tübingen und Regensburg. 1977 wurde er Erzbischof von München und Freising und wenig später auch Kardinal.
1981 berief ihn Johannes Paul als Präfekt der Glaubenskongregation nach Rom. Der Posten erschien massgeschneidert für den so kühlen und strengen Denker. «Panzer-Kardinal» spotteten seine Kritiker.
Ob Verdammung künstlicher Geburtenregelung, Verbot weiblicher Priester oder Befreiungstheologie in Lateinamerika: Das oberste Urteil im Vatikan trug meist die Handschrift des Deutschen.
Seine Wahl zum Papst war eine Sensation. Denn ein Mann aus dem «Land Luthers» auf dem Stuhl Petri, das hatte bis kurz vor dem Konklave 2005 als schlichtweg undenkbar gegolten. Fast fünf Jahrhunderte lang hatte es keinen deutschen Papst gegeben.
Auch als Papst Benedikt setzte er Akzente, die eher bewahren und das Milliarden-Heer der Katholiken zusammenhalten sollten. Doch das löste auch Krisen aus, nicht zuletzt wegen der Kommunikationsprobleme des schwerfälligen Vatikan-Apparates.
So stiess Benedikts Zugehen auf die erzkonservativen Pius-Brüder mit dem Holocaust-Leugner Richard Williamson 2009 auf Bestürzung und Unverständnis. Seine Gegner meinten, der Papst sitze einsam im Vatikan, es mangele an Beratern.
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