Mit Rollkoffern und schweren Taschen rücken die jungen Männer ein. Sie stehen vor der Madla-Militärbasis bei Stavanger Schlange. Doch diesmal sind es nicht nur Männer: Zu Hunderten rücken auch junge Frauen ein. Viele mit offenen blonden Haaren, in T-Shirts, Jeans oder kurzen Röcken. Als erstes werden sie uniformiert; die Haare zu Zöpfen geflochten oder hochgesteckt.
Bald U-Boot-Kommandantinnen?
Nachahmerin Schweiz?
Als erstes westliches Land führt Norwegen die Frauen-Wehrpflicht ein. Von den 8000 dieses Jahr neu Eingezogenen sind fast ein Drittel Frauen. Für die jungen Frauen gebe es keine Sonderbehandlung, sagt Ausbildungschef Trond Gleditsch. Norwegen sieht für Frauen nicht nur den Sanitätsdienst, die Übermittlungstruppen oder Logistik-Verbände vor. Sie können und sollen auch Kampfeinsätze leisten, Kampfjets fliegen oder U-Boote kommandieren.
Das einzige, was sich dank mehr Frauen in der Armee verändere, sei die Haltung der Männer – und zwar zum Besseren, sagt Stabschef Roar Knudsen.
Nur die besten jungen Leute
Für die Einführung einer Wehrpflicht für alle gab es vor allem zwei Gründe: Die Armee soll endlich zu einer Institution werden, welche die gesamte Gesellschaft repräsentiert.
Ausserdem wollen die Streitkräfte ihr Rekrutierungsreservoir verdoppeln, um strenger und gezielter jene auszuwählen, die sie wirklich brauchen. Die Armee will also lieber mehr hochqualifizierte Frauen zur Auswahl haben als auch mässig qualifizierte Männer rekrutieren zu müssen.
Für Sophie Nordli aus Frederikstad geht das völlig in Ordnung. Was sie erwartet in den kommenden zwölf Monaten, weiss sie zwar noch nicht. Aber sie ist überzeugt, dass sie viele neue Dinge lernen – und sogar Spass haben werde.