Die vorgezogene Wahl am Sonntag in Andalusien ist für ganz Spanien von Bedeutung. Die Abstimmung in der bevölkerungsreichsten Region des Landes bildet den Auftakt zu einer ganzen Serie von Wahlen: Im Mai stehen die landesweiten Regional- und Kommunalwahlen an, im September soll in Katalonien gewählt werden und danach ist die spanische Parlamentswahl fällig.
Protestparteien werden nicht an die Macht kommen
Die Andalusien-Wahl wird erste Anhaltspunkte liefern, wie stark die aufstrebenden Parteien Podemos (Wir können) und Ciudadanos (Bürger), die seit Monaten in den Umfragen für Furore sorgen, wirklich sind.
«Man kann davon ausgehen, dass Podemos und Ciudadanos einen prominenten Auftritt haben werden», sagt SRF-Auslandredaktor und Spanien-Kenner Martin Durrer. Eine genaue Voraussage sei schwierig, aber man könne laut diversen Umfragen davon ausgehen, dass beide auf je 10 bis 15 Sitzen kommen könnten. Das andalusische Parlament umfasst insgesamt 109 Sitze. «Die beiden Protestparteien dürften also weit von jeder absoluten Mehrheit entfernt sein», zeigt sich Durrer überzeugt.
Sozialisten und Volkspartei angeschlagen
Derzeit regieren die Sozialisten in Andalusien. Ihre amtierende Regionalpräsidentin geht denn auch als Favoritin in die Wahl. Allerdings ist die Partei angeschlagen. Schon bei den letzten Wahlen 2012 waren die Sozialisten knapp nicht stärkste Partei. Sie konnten nur dank einer Koalition mit der Vereinigten Linken die Regierung stellen. Probleme bereiten der Partei Korruptionsermittlungen. «Deshalb dürften sie nicht mehr ganz so gut abschneiden, wie letztes Mal», so der Spanien-Kenner Durrer.
Nicht besser soll es gemäss den Umfragen der konservativen Partei gehen, der momentan stärksten Partei in Andalusien. Sie wird gemäss Umfragen von ihren derzeit 50 vielleicht 15 bis 17 Sitze verlieren, wie Durrer sagt. Dies habe im Wesentlichen mit der Wirtschaftskrise zu tun, unter der Andalusien stark leide. Verantwortlich für die Situation werde in Andalusien nicht die Regionalregierung gemacht, sondern die Landesregierung in Madrid. Und dort ist ebenjene Volkspartei an der Macht.
Gemäss Durrer werden die Wahlen in Andalusien eine gute Momentaufnahme für die Stimmung in einer eher linken Region Spaniens geben. Eine Voraussage für die nationalen Wahlen Ende Jahr lasse sich daraus aber nicht ableiten.