Rund 15 Millionen registrierte Wählerinnen und Wähler waren in Sri Lanka dazu aufgerufen, in einer der mehr als 12'000 Wahlkabinen die Stimme für einen neuen Präsidenten abzugeben. Mehr als 20'000 Wahlbeobachter waren im Einsatz. «Die Wahl ist viel weniger gewaltsam abgelaufen, als man erwartet hatte», sagt SRF-Korrespondentin Karin Wenger.
Dass es keine nennenswerten Zwischenfälle gegeben habe, heisse aber nicht, dass die Wahl fair verlaufen sei: Im Wahlkampf habe Amtsinhaber Mahinda Rajapaksa «alle Regeln missachtet, die man nur missachten kann», so Wenger. So habe er Busse beschlagnahmt, um seine Anhänger zu Wahlveranstaltungen zu bringen. Auch habe er die staatlichen Medien «absolut in Beschlag genommen».
Rajapaksa erhält Gegenwind
Der Amtsinhaber hatte die Wahl vorzeitig angesetzt und sogar die Verfassung ändern lassen, um für eine dritte Amtszeit überhaupt kandidieren zu können. Er sah sich mit einer erst kurz vor der Wahl gebildeten Oppositionsbewegung konfrontiert. An deren Spitze steht Rajapaksas früherer Gesundheitsminister Maithripala Sirisena.
Dieser fordert eine internationale Untersuchung zu mutmasslichen Kriegsverbrechen der Armee während des Krieges gegen die Rebellenorganisation der Tamil Tigers LTTE. Ausserdem versprach er eine Stärkung des Parlaments und eine Dezentralisierung der Macht.
Korruptionsvorwürfe gegen Rajapaksa
Tatsächlich habe Rajapaksa in den zehn Jahren seiner bisherigen Präsidentschaft «seine Macht ins absolut Unermessliche ausgebaut», stellt die Korrespondentin fest. Rajapaksa habe sich selber als «König» bezeichnet und sei auch als solcher bezeichnet worden. Brüder, Söhne und andere Verwandte habe er in hohe Staatsämter eingesetzt.
Als Folge davon sei es zu einer kleinen Revolution in den eigenen Reihen gekommen: Gesundheitsminister Sirisena sowie weitere Minister und Politiker seien zur Opposition übergelaufen. «Rajapaksa steht nun ziemlich alleine da», so Korrespondentin Wenger.
Hinzu komme, dass Sirisena einerseits die gleichen Wähler anspreche wie Rajapakse, zusätzlich aber noch auf die Unterstützung einer breiten Parteien-Koalition zählen könne. Dazu gehören tamilische Parteien, aber auch eine rechtsnationalistische buddhistische Partei. «Das ist der Hauptgrund, warum Sirisena Rajapaksa gefährlich werden könnte», sagt Wenger.