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International Was über den Anschlag von Ansbach bekannt ist – und was nicht

Im süddeutschen Ansbach ist am Sonntagabend eine Bombe vor einem Konzertgelände explodiert. Der mutmassliche Täter – ein 27 Jahre alter Asylbewerber aus Syrien – stirbt. Mehrere Menschen wurden verletzt. Was ist bislang über die Tat bekannt?

Was ist passiert?

Es ist 22 Uhr am Sonntagabend. In Ansbach, einer Kleinstadt rund 40 Kilometer südwestlich von Nürnberg, besuchen etwa 2500 Menschen das Konzertfestival «Ansbach Open 2016», als am Eingang des Geländes ein Mann eine Bombe in seinem Rucksack zündet. Der Täter stirbt. 15 Menschen werden verletzt, drei davon schwer. Nach bisherigen Erkenntnissen der Ermittler wollte der Mann die Bombe mit scharfkantigen Metallteilen in seinem Rucksack auf dem Konzertgelände zünden. Ihm wurde aber der Einlass verwehrt, weil er kein Ticket hatte.

Was weiss man über den Täter?

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Beim mutmasslichen Täter handelt es sich um einen 27 Jahre alten Mann aus Aleppo in Syrien. Im August 2014 habe er einen Asylantrag in Deutschland gestellt, teilten die Behörden mit.

Mit Bescheid vom 2. Dezember 2014 wurde der Asylantrag abgelehnt. Im Verfahren seien Registrierungen in anderen EU-Staaten festgestellt worden: Es habe einen registrierten Antrag in Bulgarien gegeben und später in Österreich. Bulgarien habe mitgeteilt, dass der Mann dort einen Flüchtlingsschutz zuerkannt bekommen habe. Der Antrag wurde vor einem Jahr abgelehnt, er lebte mit einer Duldung in Ansbach. Der Mann war in einem ehemaligen Hotel in Ansbach untergebracht. Innerhalb von Ansbach hat der Täter zweimal die Wohnung gewechselt.

In der Asylunterkunft des Täters fanden die Ermittler einen Benzinkanister mit Diesel sowie Salzsäure, Alkoholreiniger, Lötkolben, Drähte, Batterien und Kieselsteine, ausserdem einen Laptop mit gewaltverherrlichenden Bildern, die in Verbindung zur Terrormiliz IS stehen. Der Mann sei öfter in psychiatrischer Behandlung gewesen, hiess es. Er soll bereits zweimal versucht haben, sich das Leben zu nehmen. Der Mann ist nach Angaben der Polizei schon früher strafrechtlich in Erscheinung getreten. Er sei wiederholt auffällig geworden, unter anderem wegen eines Drogendelikts, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann.

Und sein Motiv?

Seit Montag gehen die bayrischen Behörden von einem islamistischen Hintergrund der Tat aus. Darauf deutet ein Video hin, dass auf dem Handy des Attentäters gefunden wurde. Darin soll der Syrer den Anschlag angekündigt haben – als Racheakt gegen Deutsche. Die Rede sei von einer Vergeltung, weil sie Muslime umbrächten. In einer ersten Übersetzung des arabischen Textes heisse es, der Täter handle im Namen Allahs. Er beziehe sich darin auf Abu Bakr al-Baghdadi, den Anführer des IS.

Wie reagieren die Behörden?

Sie mahnen zur Besonnenheit. Bundesinnenminister De Maizière warnte vor einem Generalverdacht gegen Flüchtlinge. Die grosse Mehrheit ziehe nach Deutschland, um dort in Frieden zu leben. «Das muss sauber getrennt werden.» Er versicherte, der Rechtsstaat in Deutschland sei stark und bleibe stark. Die Sicherheitsbehörden würden alles tun, damit sich solche schrecklichen Gewalttaten nicht wiederholen. Die Bundespolizei werde ihre Präsenz an Flughäfen und Bahnhöfen sichtbar verstärken.

Was noch nicht klar ist

  • Mögliche Verbindungen zu Hintermännern werden noch geprüft. Die Ermittler untersuchen, ob der Täter vor der Tat telefoniert hat. Zu klären sei etwa, ob vor der Explosion zwischen 21.45 und 22.10 Uhr eine Handyverbindung bestand, heisst es.
  • Bei der Obduktion des toten Körpers wurden offenbar Splitter an Füssen und Beinen gefunden. Woher diese kommen, wird nun untersucht.
  • Der Täter hatte nach Angaben der Polizei sechs Facebook-Accounts betrieben. Vier seien schon vom Netz genommen worden. Mindestens ein Account sei mit falschen Personalien betrieben worden. Auf Handys seien die WhatsApp-Verläufe gesichert worden. Diese müssten noch ausgewertet werden.

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