Wo eine Tür zugeht – öffnet sich eine neue. So hofft zumindest Johanna Derry. Die Journalistin aus London will nicht aus der Europäischen Union austreten. Deshalb bewirbt sie sich um einen irischen Pass. Ganz legal: Ihr Grossvater stammte einst von der grünen Insel.
«Für mich ist es wichtig, dass ich auch weiterhin in Europa arbeiten und mich in Berlin, Madrid oder Kopenhagen bewerben kann», sagt Derry. Als Britin werde das in Zukunft schwierig. «Als Irin bleibe ich hingegen Europäerin.»
Antragsformulare werden knapp
Wie Johanna machen es seit dem Brexit-Votum offenbar zahleiche Briten. Denn wer einen irischen Eltern- oder Grosseltern-Teil vorweisen kann, ist berechtigt, einen Pass des EU-Mitglieds anzufordern. Derzeit sind das immerhin sechs Millionen Menschen.
Entsprechend gross ist der Andrang: Die Zahl britischer Anträge für einen irischen Pass ist um 70 Prozent gestiegen, teilweise gingen den betreffenden Stellen gar die Antragsformulare aus. Total rechnen die Behörden laut einem Tweet mit einer Million neuer Pässe.
Heirat als weitere Option?
Wer keinen irischen Vorfahren vorweisen kann und trotzdem EU-Bürger bleiben will, hat noch eine andere Möglichkeit: Die Heirat. So haben zwei Engländerinnen kürzlich eine neue Dating-Webseite gegründet, welche sich auf britisch-europäische Paare spezialisiert. Der Brexit fungiert also gar als grenzüberschreitender Liebes-Beschleuniger.