Papst Franziskus setzt grosse Hoffnungen in die Kommission aus acht Kardinälen, die mit ihm die Kurie reformieren soll. «Das ist der Beginn einer Kirche, die nicht nur eine hierarchische Organisation ist, sondern auch horizontal strukturiert ist», sagte er in einem Interview mit der römischen Tageszeitung «La Repubblica».
Die gesetzlichen Grundlagen der Kurie wurden letztmals vor 25 Jahren angepasst. Der Verwaltungsapparat des Vatikans ist in den letzten Jahrzehnten ziemlich gross geworden. «Monsignori und Prälaten haben eigene Königreiche innerhalb dieser Kurie aufgebaut», weiss Massimo Agostinis, SRF-Korrespondent in Rom. Auch der Vatileaks-Skandal sei auf einen Krieg innerhalb dieser Kurie zurückzuführen.
Papst beweist Fingerspitzengefühl
Bergoglio, seit vergangenem März der höchste Katholik, möchte nun zurück zu den Wurzeln – zurück zu einer kleineren, einer schlankeren Kurie. Eine Kurie die im Dienste des Glaubens steht und nicht im Dienste von sich selber. «Dieses Ziel ist realistisch», sagt Agostinis. Der neue Papst gehe sehr vorsichtig vor. «Das ist vermutlich der beste Weg, um in dieser Kurie überhaupt eine Chance zu haben.»
Der Papst verfügt nicht uneingeschränkte Macht. «Er kann nicht schalten und walten, wie er möchte. Er muss Rücksicht nehmen auf verschiedene Königreiche, die noch da sind», so Agostinis weiter.
Aber je nach den Verhältnissen innerhalb der Kurie, könne er den einen oder anderen Altgedienten wegschicken – so wie er es mit seinem Kardinalsstabssekretär Tarcisio Bertone gemacht habe. «Das ist doch eine bemerkenswerte Tat gewesen. Was darauf hinweist, dass Bergoglio über Fingerspitzengefühl verfügt, innerhalb der Kurie gewisse Dinge zu verändern.»
Mehr Kardinäle aus Übersee dabei
Im Beratungsgremium C8 sitzen auffallend viele Kardinäle aus der neuen Welt. Der Papst selbst stammt aus der neuen Welt; aus Argentinien. Nur ein Italiener ist dabei. Fällt mit der Reform der Kurie auch die italienische Vormachtstellung im Vatikan? «Die Italiener sind aus geografischen Gründen relativ stark vertreten», erklärt Agostinis. «Hier frisches Blut aus der ganzen Welt hineinzubringen, tut sicher gut.»
Hinzu kommt: Bergoglio weiss, dass die Zahl der Gläubigen hier in Italien und in Europa nicht wächst, dafür in Übersee – vor allem in Südamerika, aber auch im Nahen Osten oder in Asien. «Es ist Zeit, die Kirche auf diese neue Entwicklung auszurichten und Leute aus diesen Gegenden in die Kurie hineinzunehmen und sich von ihnen beraten zu lassen, wie die Kurie in Zukunft aussehen soll.»
Verwaltungsreform, nicht Glaubensreform
Was die C8 auch immer entscheiden wird – für die Gläubigen wird es nicht sehr einschneidend sein. Denn die Kurie ist vor allem ein Verwaltungsorgan. «Was die Europäer erwarten, ist eine grundsätzliche inhaltliche Änderung, etwa in Bezug auf das Frauenpriestertum», so die Analyse des Korrespondenten.
Mit der Reform der Kurie werde all dies aber nicht angegangen: «Denn das sind Glaubensfragen, die nicht direkt mit der Kurie zusammenhängen. Vorderhand geht es um eine Verwaltungsreform, nicht eine Glaubensreform.»