Knapp zwei Tage nach dem Angriff auf einen Bahnhof in der chinesischen Metropole Kunming, sind laut Polizeiangaben die letzten drei flüchtigen Täter verhaftet worden. Bei dem Angriff auf einen Bahnhof kamen 33 Menschen ums Leben.
Das Polizeiministerium teilte mit, bei den Tätern handle es sich um eine achtköpfige Terrorgruppe mit einem Anführer namens Abdurehim Kurban. Die Gruppe habe aus sechs Männern und zwei Frauen bestanden. Am Tatort sei eine Flagge uigurischer Separatisten gefunden worden, so die Polizei.
Mit langen Messern bewaffnet und dunkel gekleidet seien die Täter am späten Samstagabend in die Bahnhofshalle gestürmt, berichteten Augenzeugen. Dort hätten die Angreifer wahllos auf Reisende und Passanten eingestochen.
Angreifer erschossen
Bei dem Überfall wurden laut offiziellen Angaben 33 Menschen getötet. Mindestens
29 Reisende kamen ums Leben. Die Polizei erschoss nach amtlichen Angaben vier Angreifer, darunter laut Staatsfernsehen eine Frau. Eine weitere Frau sei verletzt festgenommen worden. 143 Menschen sind verletzt worden.
Am Sonntag sei zudem ein Polizist seinen schweren Verletzungen erlegen, wie die Zeitung «Jiefang Ribao» berichtete. Später zog die Zeitung diese Meldung aber wieder zurück.
Es sei ein «ein organisierter, vorsätzlicher und brutal ausgeführter terroristischer Überfall» gewesen, berichteten die Behörden.
Das Staatsfernsehen zeigte, wie Polizisten unter anderem eine Machete sicherstellten. Bilder zeigten Opfer in Blutlachen zwischen Gepäck, Schuhen und anderen Habseligkeiten.
Kampf gegen Terrorismus
Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping verurteilte den Gewaltakt und rief zum Kampf gegen Terrorismus auf. Auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte die Gewalttat.
«Beweise am Tatort» zeigten, dass der Anschlag von Separatisten aus der nordwestchinesischen Provinz Xinjiang organisiert worden sei, schrieb die Staatsagentur Xinhua. «Es war ein typischer Terroranschlag und ein schweres Verbrechen gegen die Menschlichkeit», hiess es in einem Kommentar. Das Blutbad passierte nur vier Tage vor Beginn der Jahrestagung des Volkskongresses in Peking – traditionell eine politisch heikle Zeit, in der die Sicherheitsvorkehrungen in China verschärft werden.
«Ich rannte mit anderen davon»
Das Blutbad begann gegen 21.20 Uhr Ortszeit. Yang Haifei aus Kunming schilderte Xinhua, er habe gerade eine Fahrkarte gekauft, als eine Gruppe von zumeist schwarz gekleideten Leuten aufgetaucht sei. «Ich sah einen Menschen mit einem langen Messer auf mich zukommen. Ich rannte mit anderen davon.»
Wer nicht schnell genug gewesen sei, sei schwer verletzt worden. «Sie fielen einfach zu Boden.» Er selbst sei an Brust und Rücken getroffen worden.
Die 19-jährige Studentin Liu Chen aus Wuhan wollte gerade mit ihrer Freundin Karten für die Fahrt in die bekannte Touristenstadt Lijiang kaufen. «Zuerst dachte ich, dass sich nur Leute streiten, aber dann sah ich Blut und hörte Schreie.» Der Bahnhof in Kunming zählt zu den grössten in China und ist eine Drehscheibe in Südwestchina.
Ungewöhnlicher Angriff
Die Umstände der Bluttat wirkten ungewöhnlich. Xinhua schrieb von einem «Wandel in der Angriffsstrategie», weil die Separatisten sonst Symbole der Regierung wie Polizeistationen oder Ämter angegriffen hätten, aber diesmal auf einfache Bürger losgegangen seien. «Jeder, der Verständnis für die Terroristen hegt und zeigt, sie als unterdrückt oder schwach bezeichnet, ermutigt solche Angriffe und hilft bei der Verübung von Verbrechen.»
Die Region ist bisher von solch gewalttätigen Angriffen verschont geblieben. Kunming liegt im Südwesten der Volksrepublik und ist mit etwa drei Millionen Einwohnern die Hauptstadt der Provinz Yunnan. Die Region grenzt an Tibet, Burma, Laos und Vietnam. In der Provinz leben verschiedene ethnische Minderheiten.
Ein Sprecher des in München ansässigen Weltkongresses der Uiguren äusserte sich nicht direkt zu den Beschuldigungen, sondern betonte, Angriffe auf Zivilisten könnten nicht gerechtfertigt werden. Er forderte eine transparente Aufklärung des Verbrechens. Es dürfe nicht zu einer verstärkten Repression der Uiguren in China führen.